"Postenschacher"

Kontroverse um Abgang von ORF-Direktor

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Opposition schäumt wegen der angeblichen Mitsche-Ablöse als ORF-Direktor.

Mögliche personelle Änderungen im ORF-Direktorium ärgern neben der ÖVP nun auch die Oppositionsparteien. FPÖ, BZÖ und Grüne übten am Dienstag scharfe Kritik an kolportierten Plänen, Radiodirektor Willy Mitsche durch den derzeitigen TV-Chefredakteur Karl Amon zu ersetzen. Von "Postenschacher" und unwürdigen Vorgängen war in Aussendungen die Rede. ÖVP-Vertreter hatten den im Raum stehenden Direktorentausch zuvor bereits als "roten Personalwunsch" bezeichnet. Der ORF wies die Vorwürfe zurück.

"Postenschacher"
Der freiheitliche Generalsekretär Herbert Kickl sprach am Dienstag von einem "schlicht und einfach widerlichen Postenschacher" und von "Bossing". Als Urheber der angeblich ins Auge gefassten Personalrochade machte er das SPÖ-geführte Bundeskanzleramt aus. Er sprach von einer "politischen Säuberung", die kolportierte Kosten von bis zu einer Million Euro ausmachen würde. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz solle sich "im Interesse der Gebührenzahler gegen diese rein politisch motivierte Aktion zur Wehr zu setzen".

BZÖ-Mediensprecher Stefan Petzner ließ die mögliche Rochade kreativ werden: Sollte Mitsche als Radiodirektor gesundheitsbedingt vor dem Ende seiner Funktionsperiode aufhören, solle man Generaldirektor und Hörfunkdirektor in einer Funktion zusammenlegen, forderte er. Diese Konstruktion habe sich jedenfalls bereits während der krankheitsbedingten Abwesenheit Mitsches bewährt. Wrabetz hatte die Agenden interimistisch übernommen, nachdem sich Mitsche wegen gesundheitlicher Probleme längere Zeit im Krankenstand befunden hatte. Eine Neubesetzung vor der Neuwahl des Direktoriums Ende 2011 ist aus Sicht Petzners jedenfalls "glatte Geldverschwendung".

"Unwürdige Personalpolitik"
Für den Grünen ORF-Sprecher Dieter Brosz sind "die Diskussion um Radiodirektor Mitsche ein Beleg mehr für die unwürdige Personalpolitik im ORF". Generaldirektor Wrabetz bemühe sich offensichtlich ein rot-schwarzes Proporzpaket zu schnüren, um sich die notwendigen Mehrheiten im Stiftungsrat zu sichern, kritisierte der Grüne. "Wrabetz wäre gut beraten, sich im letzten Jahr vor dem Auslaufen der Funktionsperiode nicht zum Erfüllungsgehilfen von Faymann und Pröll zu machen."

"Alles ohne Substanz und ein Sturm im Wasserglas", kommentierte ORF-Kommunikationschef Pius Strobl die Oppositionsvorwürfe. "Das einzig Bedeutsame in der Causa ist der Gesundheitszustand des Radiodirektors, dessen ärztliche Konsultationen noch nicht abgeschlossen sind, weil er noch nicht vollständig genesen ist. Mitsche selbst hat gesagt, wenn seine Ärzte nicht grünes Licht geben, ziehe er einen vorzeitigen Rückzug in Bedacht. Daraus sind offenbar Spekulationen entstanden, die überall, nur nicht im ORF stattfinden. Am Zug ist der Hörfunkdirektor, er wird die Entscheidungen treffen. Punkt. Erfreulicherweise hat Mitsche ja auch gesagt, dass es ihm besser gehe, als ihm manche wünschen." An "Postenschacher-Diskussionen mancher politischer Parteien" werde sich der ORF jedenfalls nicht beteiligen, so Strobl.

Frühester Termin für einen Wechsel in der Radiodirektion wäre die Stiftungsratssitzung am 9. September. Allerdings müsste der Job dafür spätestens bis Montag ausgeschrieben werden. Mitsche, der im Vorjahr nach einer schweren Herzerkrankung über mehrere Monate außer Gefecht gesetzt war, will jedenfalls bis zum nächsten Gesundheitscheck im September/Oktober im Amt bleiben.

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