ÖVP-Chef im Interview

Kurz: "Ja, ich will Nummer 1 werden"

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Kanzleransage: Kurz will mit Steuersenkung und weniger Zuwanderung Kanzler werden.

Kurz, der am Freitag seinen Wahlkampf gestartet hat, erklärt im Interview, dass er die Steuern durch weniger Zuwanderung senken will – und wie er regieren könnte.

ÖSTERREICH: Sie führen wie SPÖ und FPÖ auch einen Gerechtigkeitswahlkampf – worin unterscheiden Sie sich?

Sebastian Kurz: Es gibt in Österreich einige Fehlentwicklungen – es braucht eine neue Gerechtigkeit. Es muss sich wieder auszahlen, wenn man arbeiten geht. Die Steuerlast muss sinken, derzeit kann man sich mit Arbeit nichts mehr aufbauen. Wer arbeitet, darf nicht der Dumme sein. Wir müssen vor allem auch unser Sozialsystem gegen Zuwanderung schützen, da es sonst zur Überforderung kommt.

ÖSTERREICH: Sie versprechen ­etwa eine große Steuersenkung von bis zu 14 Milliarden Euro – und sagen: Die Zuwanderung in die Sozialsysteme müsse gestoppt werden. Hat das wirklich direkt miteinander zu tun?

Kurz: Definitiv, denn die Kosten für Flüchtlinge betragen laut Expertenberechnungen von 2015 bis 2019 zwischen 8 und 12 Milliarden Euro. Wir haben durch Zuwanderung insbesondere in den Sozialsystemen enorme Kosten. Da gilt es gegenzusteuern. Wenn wir gleichzeitig ein ordentliches Wirtschaftswachstum schaffen, dann ist es auch möglich, die Steuern erheblich zu senken. Und das ist mein Ziel, dass Menschen, die arbeiten gehen, am Ende mehr überbleibt.

ÖSTERREICH: Sie starten sehr gut in den Wahlkampf. Geht sich das für Platz 1 aus?

Kurz: Ich bleibe mir selbst treu, ich verbiege mich nicht, ich versuche, das zu tun, was ich für richtig erachte. Wenn dieser Weg Unterstützung findet, dann freue ich mich. Aber ich schaue ehrlich gesagt nicht auf die Umfragen.

ÖSTERREICH: Aber Ihr Ziel ist es, Nummer 1 & Kanzler zu werden.

Kurz:Ja. Um in diesem Land etwas zu verändern.

ÖSTERREICH: Wenn Sie die Nr. 1 werden, stellt sich die Frage der Regierungsbildung. Was wäre Ihnen lieber: Fixe Koalitionen – oder wechselnde Mehrheiten mit einem Minderheitskabinett?

Kurz: Ich bin als überzeugter Demokrat der Meinung, dass zuerst die Wählerinnen und Wähler entscheiden sollten, bevor man Spekulationen anstellt. Sollte ich gewählt werden, werde ich versuchen, ein Maximum unserer Vorstellungen und Vorschläge auch umzusetzen. Wie, wird sich in Verhandlungen zeigen.

ÖSTERREICH: Im Wahlkampf wird immer viel versprochen – gibt es auch unangenehme Botschaften für die Wähler?

Kurz: Ich habe immer den Weg gewählt, Wahrheiten auszusprechen und das zu tun, was ich für richtig erachte. Ganz gleich ob es populär ist oder nicht. Viele Krisen sind noch immer nicht gelöst. Wenn ich an die Migration denke – nach wie vor kommen viele Menschen zu uns. Das ist mir ein Anliegen, diese Migrationskrise zu lösen, das wird noch viel harte Arbeit.

Interview: G. Schröder

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