Bildungsstreit

Ministerin Karl übt heftige Kritik an ÖH

Teilen

Es reiche nicht, immer nur nach mehr Geld für die Universitäten zu rufen.

Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (V) hat in der ORF-"Pressestunde" am Sonntag Kritik an der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) geübt. Es reiche nicht, immer nur nach mehr Geld für die Universitäten zu rufen. "Was ich schon für etwas vermessen halte, ist, wenn die Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerschaft alle zusätzlichen Mittel, die für die Hochschulen zur Verfügung gestellt werden, immer nur als Milliönchen abtut. Wir dürfen nicht vergessen, das sind Steuermittel, die hier investiert werden. Da erwarte ich mir einen respektvollen Umgang". Es sei aber klar, dass die Universitäten ab 2013 einen finanziellen Mehrbedarf haben werden.

Finanzierungsmix
Um diesen Mehrbedarf zu decken, brauche es einen "Finanzierungsmix" und zwar aus Mitteln der öffentlichen Hand, "aber auch eine stärkere private Beteiligung, damit meine ich Studienbeiträge und Beiträge der Wirtschaft", sagte Karl einmal mehr.

Besetzungen
Sie habe sich das Ziel gesetzt, "dass ich die österreichischen Hochschulen zur internationalen Spitze führen will", so Karl. "Ich glaube nicht, dass man dieses Ziel durch periodische Wiederbesetzungen des Audimax und Reaktivierung der Volksküche erreichen kann." Was es brauche, seien "bessere Rahmenbedingungen für die Universitäten und die budgetäre Situation, die den Universitäten einen besseren Betrieb auch möglich macht."

Sie gehen davon aus, dass es ab 2013 einen Mehrbedarf von rund 250 Mio. Euro pro Jahr gibt - "das muss ein Mix aus öffentlichen und privaten Mitteln sein", so die Ministerin. Einmal mehr verwies sie darauf, dass sie im Rahmen der Budgeterstellung als einziges Ministerium mehr Geld bekommen habe - die Universitäten bekommen ja in den kommenden zwei Jahren jeweils 80 Mio. Euro mehr. Aber man brauche "nicht nur mehr Geld für Wissenschaft und Forschung, sondern auch mehr Wissenschaft und Forschung für das Geld", forderte Karl einen effizienteren Mitteleinsatz: Vor allem bei den Massenfächern will die Ressortchefin ansetzen. Hier gebe es teilweise eine Drop-Out-Rate von 80 Prozent. "Da wird viel Geld auch in Studienabbrecher investiert."

Freier Hochschulzugang
Gerade in Massenfächern könne man "nur mit einem geregelten Zugang zu einem besseren (Betreuungs-, Anm.) Verhältnis kommen", so Karl. Dabei soll es "Chancengleichheit" geben. "Leistung und Eignung" sollten entscheiden, ob man an einer Universität oder Fachhochschule studieren darf "und nicht die soziale Herkunft", so Karl. Sie verwies darauf, dass es an Fachhochschulen bereits Aufnahmeverfahren gebe - "Und dort haben wir eine bessere soziale Durchmischung als an den Unis". Der freie Hochschulzugang habe nur dazu geführt, dass man in den Massenfächern eine schlechtere Qualität habe.

   Die Ministerin ist überzeugt davon, dass man durch Aufnahmeverfahren auch tatsächlich jene Personen herausfiltern kann, die am besten für das Studium geeignet sind. Sie verwies darauf, dass man etwa beim Medizinstudium vor dem Aufnahmetests eine Abbrecher-Quote von 50 Prozent gehabt habe, nun liege diese bei nur mehr fünf Prozent, so Karl. Außerdem sei die durchschnittliche Studienzeit nun "wesentlich kürzer". Sie verwies darauf, dass sie sich mit Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) einig sei, dass man ein Aufnahmeverfahren in der Studieneingangsphase brauche.

Studiengebühren
  Zu ihrer Forderung nach der Wieder-Einführung der Studiengebühren sagte Karl, es gebe auch innerhalb der SPÖ Stimmen dafür - etwa von Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller oder Ex-Finanzminister Hannes Androsch. Es müsse sich jedenfalls um "moderate Beiträge" handeln. Die konkrete Festlegung der Höhe würde sie den Universitäten überlassen, es müsse aber eine Höchstgrenze festgelegt werden. Abschreckung seien Studiengebühren ihrer Meinung nach jedenfalls nicht, sofern sie mit einem "treffsicherem Stipendiensystem" verbunden sind.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.