Österreich ehrt eine Politikerlegende

Mock: Bewegender Parkinson-Tod

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Der langjährige Außenminister und ÖVP-Chef Alois Mock ist 82-jährig verstorben.

Bis zuletzt wurde Alois Mock daheim von seiner geliebten Frau Edith gepflegt, die nicht von seiner Seite wich. Einer Freundin der Familie, die noch am Vorabend des Todes zu Besuch bei den Mocks war, vertraute sie an, dass ihr Mann den Kampf gegen die schwere Krankheit wohl endgültig verloren hatte.

Traurig

Gestern, am 1. Ju­ni, schloss Alois Mock seine Augen für immer. Er wurde 82. "Ich bin unendlich traurig", sagt Oth­mar Karas, der als Sekretär von Mock begonnen hatte: "Aber es war wohl eine Er­lösung für ihn."

Alois Mock ist einer der wenigen Politiker, die schon zu Lebzeiten als Legende galten. Sein größter Verdienst war der EU-Beitritt. Das Bild, auf dem er Staatssekretärin Brigitte Ederer nach den ­erfolgreichen Beitrittsverhandlungen ein Busserl auf die Wange drückt, ist unvergessen. Ein Foto machte ihn auch international zur Ikone: Es zeigt Österreichs Außenminister, als er mit seinem ungarischen Amtskollegen den Eisernen Vorhang an der Grenze durchschneidet. Ein weiteres Bild, Mock in Bermudashorts auf Staatsbesuch in Jordanien, war weniger ruhmreich, trug aber auch zur Popularität bei.

Schicksal

In Österreich war der langjährige ÖVP-Chef und Vizekanzler nicht nur als Politiker beliebt. Viele bewunderten über alle Parteigrenzen hinweg auch die Art, wie er mit seiner Parkinsonkrankheit umging. Er beklagte sich nie über sein Schicksal, hielt mit übermenschlicher Disziplin trotz der immer massiveren Beschwerden alle seine Termine ein. Höhepunkt waren die tage- und nächtelangen EU-Beitrittsverhandlungen. Ex-Finanzminister Ferdinand Lacina, der damals dabei war: "Ich kannte nur zwei, die so beharrlich an ihrem Ziel festhielten, ohne auf ihre Gesundheit zu achten: Kreisky und Mock."

Niederlage

In der Öffentlichkeit wurden die ersten Symptome der heimtückischen Krankheit schon 1986 bemerkt. Als er bei der Wahl als haushoher Kanzlerfavorit gegen Franz Vranitzky ins Rennen gegangen war, aber schließlich knapp unterlegen war, war bereits zu sehen, dass Alois Mock, der beim ORF-Auftritt seltsam weggetreten wirkte, nicht gesund war.

Hellwach

Zuletzt wurde es still um Alois Mock. Nur manchmal war er bei offiziellen Anlässen zu sehen, im Rollstuhl, geführt von seiner Edith, und nicht mehr fähig, zu sprechen. Doch an seinem Lächeln und an seinen Augen merkte man an, dass er das Geschehen noch immer aufmerksam und hellwach verfolgte.

6 Mio. Menschen leiden an Parkinson

Mit rund sechs Millionen Betroffenen weltweit und 20.000 Betroffenen in Österreich ist Morbus Parkinson eine der verbreitetsten neurologischen Erkrankun­gen überhaupt.

  • Ursachen. Die Krankheit entsteht durch einen Funktionsverlust von Gehirnzellen. Warum dieser Prozess beginnt, ist völlig unklar.
  • Symptome. Typische Folgen sind eine Versteifung der Muskulatur und ein Zittern der Hände.
  • Behandlung. Die Erkrankung ist derzeit noch nicht heilbar, aber durch Medikamente zu verlangsamen.
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