Asyl-Baby

Mutter wird mit Baby heute ausgewiesen

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Ein in Österreich geborenes Baby wird mit Mutter in die Mongolei abgeschoben. 

Sie friert, weint, ist völlig verzweifelt: "Es geht ihr sehr schlecht“, klagt Fahim Naziri, 27, Wiener Taxilenker und Lebensgefährte der 27-jährigen Uyanga, eine Mongolin. Die unbescholtene Frau und ihr neun Monate altes Baby sitzen seit Juni in Schubhaft im Gefängnis von Bela Pod Bezdezem, einer trostlosen Stadt rund 100 Kilometer nördlich von Prag (ÖSTERREICH berichtete). Mutter (in Handschellen) und Säugling (im Maxi-Cosi) sind in Wien in Schubhaft genommen, weggesperrt und dann per Bus in eine Zelle nach Tschechien gekarrt worden. Ein Akt unfassbarer Härte.

Mit dem Flugzeug via Moskau in die Mongolei
Mittwoch früh raste Fahim mit seinem Mercedes-Taxi nach Tschechien: "Ich mache mir so große Sorgen“, sagte er verzweifelt, "dass ich meine Verlobte und mein Baby nie mehr wiedersehen werde“ (siehe Interview). Erst am Mittwoch hat Naziri erfahren, dass Uyanga und sein Sohn heute, Donnerstag, abgeschoben werden. Geschieht nicht noch ein Wunder, werden sie und ihr Baby um 13.00 Uhr am Flughafen Prag ins Flugzeug gesteckt. Die Maschine geht zuerst nach Moskau und von dort weitere acht Stunden nach Ulan Bator, Hauptstadt der Mongolei: "Ulan Bator ist 2.000 Kilometer vom Heimatort meiner Frau entfernt“, klagt Naziri, "wie sollen die beiden dort überleben?“

Einzelzelle im Frauentrakt für Mutter und Baby
Mutter und Baby waren bis heute früh in einer tristen, 20 Quadratmeter großen, kaum geheizten Einzelzelle im Frauentrakt des Gefängnisses von Bela Pod Bezdezem untergebracht. Das wuchtige Gebäude ist mit Stacheldraht umgeben. Wachtürme an allen Ecken, Polizisten mit scharfen Hunden marschieren Patrouille. Seit Juni rast der Wiener Taxifahrer jedes zweite Wochenende nach Tschechien, bringt Essen und Babynahrung: "Ich könnte für meine kleine Familie sorgen, bräuchte keine Hilfe vom Staat“ sagt er.

Anstatt Heiratsurkunde kam Fremdenpolizei
Naziri hatte seine Freundin vergangenes Jahr kennengelernt. Sie flüchtete aus der Mongolei nach Tschechien. Reiste weiter nach Wien. Die beiden Zuwanderer (er kommt aus Afghanistan) verliebten sich. Im Februar kam das Baby. Sie wollten heirateten. Doch Dokumente fehlten. Anstatt der Heiratsurkunde kam das Rollkommando der Fremdenpolizei. Ein Richter des Asylgerichtshofs hatte zuvor das Ansuchen der Frau auf Bleiberecht für sie und das Baby abgeschmettert. Der Taxler zu ÖSTERREICH: "Meine Lieben dürfen nur dann aus der Mongolei zurück nach Wien, wenn sie humanitäres Bleiberecht erhalten.“



"Große Angst um Verlobte"

Fahim Naziri im ÖSTERREICH-Gespräch.

ÖSTERREICH: Wie geht es Ihnen vor der Abschiebung?

Fahim Naziri: Ich habe große Angst, dass ich meine Verlobte und meinen Sohn Yusof nie wieder sehen kann.

ÖSTERREICH: Wo wird Ihre Familie in der Mongolei leben können?

Naziri: Ich weiß es nicht. Die Schwester meiner Verlobten wurde schon in die Mongolei abgeschoben. Sie wurde von den eigenen Eltern nicht aufgenommen, weil diese sie nicht ernähren können.

ÖSTERREICH: Würden Sie Yusof ohne seine Mutter in Österreich aufziehen?

Naziri: Nein, sie würde ihn auch gar nicht hergeben. Ein Kind gehört zu seiner Mutter. Ich will, dass beide zurückkommen.

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