Ex-Wiking-Mitglied

Neonazi-Treffen mit Strache "keine humanitäre Aktion"

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Laut einem Ex-Mitglied der Wiking-Jugend ging es nicht um Care-Pakete für die DDR-Bürger - es war eine nationalistische Feier.

Ein früheres Mitglied der in Deutschland verbotenen Wiking-Jugend hat am Dienstag im ORF-"Report" die Erklärungen von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zur Silvester-Feier im Jahr 1989 zurückgewiesen. "Da kann man sich nicht rausreden und sagen, das wäre eine humanitäre Feier gewesen", sagte die Frau. Es sei eine politische Feier gewesen, an der auch Mitglieder der mittlerweile ebenfalls verbotenen rechtsextremen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) teilnahmen.

In völkisch-nationalistischem Sinne
Es seien politische Lieder gesungen worden, habe Volkstanz gegeben, "alles in völkisch-nationalistischem Sinne, das konnte man nicht übersehen", so die Frau. Bei der Wiking-Jugend sei es insgesamt darum gegangen, dass Kinder und Jugendliche in nationalsozialistischem Sinn erzogen und militärisch gedrillt werden. "Wir wollten ein Viertes Reich in Österreich und in Deutschland und natürlich, dass die Grenze zwischen diesen beiden Ländern verschwindet". Die Frau ist heute untergetaucht.

Care-Pakete für arme DDR-Bürger
Strache hatte stets erklärt, bei dem Treffen Carepakete über die DDR-Grenze geworfen zu haben und von der Polizei nur zur Identitätsfeststellung angehalten worden zu sein. Nun hat aber ÖSTERREICH herausgefunden, dass Strache damals 9 Stunden lang in Polizeigewahrsam war. Die Beteiligten waren über Nacht festgehalten worden, damit sie die verbotene Kundgebung nicht weiterführen können. Denn die humanitäre Feier war ein Neonazi-Aufmarsch mit NS-Fahnen und Fackeln.

"Bereits alles gesagt"
Am Dienstag musste sich der FPÖ-Chef daher neuerlich Fragen zu dieser Silvesterfeier gefallen lassen. Gefragt, ob er bei seiner Darstellung bleibe, gab Strache an, das gesagt zu haben, was er damals erlebt habe. Er erklärte mehrmals, zur Causa bereits alles gesagt zu haben.

"Mehrfach distanziert"
Seine Distanzierung zur Vergangenheit sah Strache als ausreichend an und berief sich auf entsprechende Aussagen von Bundespräsident Heinz Fischer. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer hatte zuletzt bedauert, dass sich Strache bis heute nicht klar distanziert habe. Das wies Strache zurück, er habe sich mehrfach klar und deutlich distanziert und die "Trennlinie schon vor langer Zeit gezogen".

"Böse Absicht"
Hinter der Berichterstattung vermutet der Blaue Frontmann "böse Absichten" und eine "Privatfehde" des aus der Partei ausgetretenen Ewald Stadler und des "ÖSTERREICH"-Herausgebers Wolfgang Fellner. Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) bezeichnete er als "Denunziantenverein" und "kommunistische Tarnorganisation".

Stadler: "paranoid"
Stadler wies die Vorwürfe von Strache umgehend als "paranoid" und "blanken Unsinn" zurück. Er habe mit den Recherchen von ÖSTERREICH überhaupt nichts zu tun und könne auch nichts dafür, dass Strache "so dumm ist", das Blatt zu klagen, so der ehemalige "Dobermann". Er habe dem Anwalt Straches sogar geraten, die Klage zurückzuziehen.

Straches "problematische Vergangenheit gibt es auch ohne mich", auch wenn die Parteispitze nach der Devise handle, "gäbe es den Stadler nicht, gäbe es auch die Vergangenheit von Strache nicht". "So absurd ist das", empörte sich Stadler.

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