Autos unter die Erde

ÖVP will Prater Hauptallee untertunneln

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Das Projekt wird mit 1,4 Mio. Euro beziffert. Für ungefährlichen Sport.

Autofahrer unter die Erde: Die Wiener ÖVP will die Prater Hauptallee untertunneln - zumindest einen kleinen Teil davon. Konkret sollen die Pkw dort, wo die vielbefahrene Meiereistraße die 4,4 Kilometer lange Verbindung zwischen Praterstern und Lusthaus quert, durch den Untergrund geschleust werden. Das 500 Meter lange Vorhaben würde mit bis zu 1,4 Mio. Euro plus Planungskosten zu Buche schlagen, so Landesgeschäftsführer Norbert Walter am Montag. Ziel sei mehr Sicherheit für Fußgänger und Freizeitsportler.

Bezirksbewohner dafür
Derzeit ist die Kreuzung durch Verkehrsinseln und Zebrastreifen gesichert. Die ÖVP-Variante sieht vor, Fußgängern, Joggern, Radfahrern, Inlineskatern oder Fiakern hier die gesamte Oberfläche zu überlassen, um ungefährdetes Sporteln zu ermöglichen. Immerhin sei das betroffene Areal eine der gefährlichsten Kreuzungen der Leopoldstadt. Die Mehrheit der Bezirksbewohner begrüße jedenfalls den Plan. "Wir haben das abtesten lassen", versicherte Walter in einer Pressekonferenz an Ort und Stelle.

VP-Verkehrssprecher Wolfgang Gerstl argumentierte, dass kurze Untertunnelungen auch für mehr Fließverkehr sorgten. Deshalb wünscht er sich ähnliche Untergrundprojekte auch für weitere Bereiche wie bei der Nußdorferstraße/Gürtel oder beim Hauptbahnhof. An die fünf Realisierungen kurzer Untertunnelungen wären zumindest ein Schritt in die richtige Richtung, so Gerstl.

Für Umsetzung optimistisch
Was die Umsetzung des Hauptallee-Vorschlags betrifft, zeigte sich der Landesgeschäftsführer optimistisch. "Der erste Reflex ist in der Regel 'Nein', dann wird nachgedacht und schließlich werden unsere Ideen meist eh umgesetzt", wagte Walter die Reaktion von SP-Verkehrsstadtrat Rudolf Schicker zu prophezeien. Letzterer glaube, Probleme dadurch lösen zu können, indem er sie nicht anspreche, lud Gerstl den Ressortchef heute dazu ein, "mit uns zu diskutieren".

Laut Harald Skribany, ÖVP-Klubobmann in der Leopoldstadt, soll die derzeitige Wochenendsperre für Kraftfahrzeuge aufrechterhalten bleiben. Der Forderung der Bezirksgrünen nach einer permanenten Sperre der Meiereistraße für den motorisierten Individualverkehr durch den Prater erteilen die Stadtkonservativen hingegen eine Absage. Es gehe nicht darum, eine Verkehrsgruppe zu bevorzugen, sondern alle nebeneinander leben zu lassen, hieß es.

SPÖ: "So nicht realisierbar"
Die Wiener SPÖ hält den Vorschlag der Volkspartei, die Prater Hauptallee im Bereich der Meiereistraße zu untertunneln, für "so nicht realisierbar". "So ein Bauwerk muss sehr tief in die Erde hineingesetzt werden. Das heißt, man wäre relativ bald beim Grundwasser angekommen. So ein Bau lässt sich für (den von der VP bezifferten Betrag von, Anm.) 1,4 Mio. Euro nicht bewerkstelligen", warf der Leopoldstädter Bezirksvorsteher Gerhard Kubik (S) den Stadtkonservativen "beliebige Forderungen" statt "ernsthafter Planung" vor.

Außerdem müssten noch andere Details wie Zufahrten für Einsatzfahrzeuge berücksichtigt werden, so der Bezirkschef in einer Aussendung am Montag. Zudem sei ein Tunnelprojekt ein schwerer Eingriff in das Landschaftsschutzgebiet Prater, da Autofahrer dann stärker auf's Gas steigen und somit mehr Lärm verursachen würden. Die Leopoldstadt arbeite bereits mit Experten an einer Lösung, welche die Sicherheit für Fußgänger erhöhen soll, hieß es.

Die Grünen: "Schnappsidee"
Als "Schnapsidee" wiederum bezeichneten die Grünen Leopoldstadt den schwarzen Vorstoß. "Ein Tunnel macht diesen Schleichweg für den motorisierten Individualverkehr durch den Grünen Prater noch attraktiver und würde damit noch viel mehr Autos anziehen", zeigte sich der grüne Bezirksverkehrssprecher Wolfgang Kamptner überzeugt. Die "einfachste, billigste, umweltfreundlichste und schnellste Lösung" sei eine Totalsperre der Meiereistraße, betonte die Oppositionspartei heute einmal mehr.

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