Untreueverdacht

ÖVP zeigt Ex-Flughafen-Chef an

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Gegen Herbert Kaufmann bestehe ein erheblicher Untreueverdacht.

Wegen der sogenannten "Schmutzkübelkampagne", mit der der frühere Flughafen-Wien-Chef Herbert Kaufmann angeblich seinen Vorstandsposten retten wollte, hat die ÖVP Niederösterreich nun den der SPÖ nahestehenden Kaufmann wegen Verdachts der Untreue angezeigt, berichtet das "Format". Der Vorwurf: Kaufmann hat die Flughafen AG bzw. deren Töchter eine PR-Kampagne zahlen lassen, die lediglich seinem persönlichen Vorteil diente. Dem Flughafen sei dadurch ein Schaden von zirka einer Million Euro entstanden, heißt es dem Magazin zufolge in der Strafanzeige. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Zahlungen
  Vom Flughafen wurde bereits vor einer Woche bestritten, dass eine Million Euro gezahlt worden sei. Der Flughafen selbst habe rund 440.000 Euro bezahlt, sagte VIE-Sprecher Peter Kleemann damals. Außerdem sei das Geld nicht an die Person Peter Hochegger gegangen, sondern an seine Agentur Hochegger.Com, die vor der Auflösung die zweitgrößte PR-Agentur in Österreich gewesen war.

Vorwürfe zurückgewiesen
  Kaufmann weist die Vorwürfe ebenfalls zurück: "Es hat nie ein Dirty Campaigning gegeben, daher kann man mir auch nichts vorwerfen", erklärt er: "Das ist ein Sturm im Wasserglas." Keine der kolportierten Aktionen wie etwa die Negativ-PR gegen das Land Niederösterreich sei unter seiner Ägide umgesetzt worden.

Aufklärung
  "Hier braucht es eine lückenlose strafrechtliche Aufklärung", sagt dagegen VP-Niederösterreich-Geschäftsführer Gerhard Karner dem Magazin zufolge: "Wir schauen nicht tatenlos zu, wenn ein Leitbetrieb mit Vorsatz geschädigt wird." Laut Sachverhaltsdarstellung, die der Wiener Anwalt Thomas Kralik am Mittwoch gegen Kaufmann eingebracht hat, soll Kaufmann nämlich - "eine PR-Kampagne in eigener Sache in Auftrag" gegen haben, wobei "die Kosten hierfür von der Flughafen Wien AG oder/und deren Tochterfirmen" getragen worden seien. Damit habe Kaufmann versucht, seinen Vorstandsposten zu retten - damit aber "möglicherweise das Verbrechen der Untreue begangen", hält die VP NÖ in ihrer Strafanzeige gegen Kaufmann fest.

"Masterplan"
  Vorige Woche schon hatte das Magazin von einem "Masterplan" aus dem Jahr 2004 berichtet, wonach "dem Eigentümer" des Flughafen "suggeriert" werden solle, dass eine allfällige Nicht-Verlängerung der Vorstandsverträge eine völlig falsche Entscheidung wäre. Haupteigentümer des börsenotierten Airports sind die Länder Niederösterreich und Wien." Geplant gewesen seien eine "Desinformationskampagne" sowie eine Diskreditierung des indischen Flughafen-Händlers Rakesh Sardana und die Beeinflussung der Berater der Eigentümer und der Aufsichtsräte.

   So sei dem Ex-SPÖ-Funktionär Kaufmann nahegelegt worden, er solle gegen die ÖVP-Niederösterreich vorgehen. Sardana wiederum sollte als "arglistiger Geschäftsmann" dargestellt werden. "Rund um das Firmengeflecht Sardana droht NÖ ein veritabler Wirtschaftsskandal mit unabsehbaren Folgen für Lieferanten, Banken und Politik", zitierte das Magazin vorige Woche aus dem Masterplan.

   Richtung Hochegger floss demnach von 2004 bis 2010 über eine Million Euro. Laut "Format" waren monatlich 20.000 Euro Honorar vereinbart. Die Summe wurde verdeckt über in- und ausländische Flughafen-Töchter ausbezahlt. Rund 500.000 Euro überwies die Betreiberfirma des Flughafenzuges CAT. Kleemann betonte vorige Woche, dass der CAT einen ganz normalen PR-Auftrag an Hochegger.Com vergeben hatte, wie auch aus den zahlreichen Presseaussendungen der Agentur im Auftrag des CAT ersichtlich sei. Auch die CAT-Geschäftsführung selbst verteidigte die 500.000 Euro Beraterhonorar für die PR-Agentur: "Sämtliche Leistungen und Zahlungsvorgänge sind dokumentiert, transparent und eindeutig nachvollziehbar", hieß es vorige Woche.
 

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