Peter Pilz

Interview zur neuen Liste

Pilz zu eigener Liste: "Ja, ich will"

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Mit dem Antritt der Pilz-Partei sind die Karten im Wahlkampf völlig neu gemischt.

Jetzt ist es fix: Am Mittwochabend hat sich ­Peter Pilz, nach 31 Jahren von der eigenen Partei weggemobbter Grün-Abgeordneter, endgültig dazu entschlossen, mit einer eigenen Liste bei der Wahl am 15. Oktober anzutreten.

Entscheidend, erzählt er im ÖSTERREICH-Interview, war ein langes Gespräch mit Ehefrau Gudrun, die ihn ermuntert hätte. Die Depression nach der demütigenden Abstimmungsniederlage gegen den grünen Jungspund Julian Schmid am Sonntag ist verflogen.

Zustimmung

Tausende ­E-Mails, in denen er aufgefordert wird, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, hätte er bekommen, Straßenbahnfahrer würden ihm zuwinken, und wildfremde Leute auf der Straße munterten ihn auf. „Es gibt so viel Zustimmung, da muss ich was machen.“ Rein formal ist die Kandidatur kein Problem. Die notwendigen drei Abgeordneten-Unterschriften hat er.

10 Prozent

Die Karten wären völlig neu gemischt. Pilz ist überzeugt, es in den nächsten Nationalrat zu schaffen. An die 10 % geben ihm Experten. Eine Regierungsbeteiligung (außer mit der FPÖ) ist für ihn vorstellbar.

Für die Grünen wird sein Antreten existenz­bedrohend, aber auch bei der SPÖ wird er kräftig wildern – und damit zum unfreiwilligen Helfer für Schwarz-Blau werden. Pilz selbst bestreitet das alles freilich: „Rechts und Links zählt nichts mehr.“ Er will auch Kurz-Wähler. Macron sei gewählt worden, weil er neu war, und Kurz „sieht im Vergleich zu mir auch schon alt aus“. In Wahrheit spitzt er aber auch auf blaue Stimmen. Eine seiner Forderungen ist „der Schutz der Heimat Europa vor allem vor dem politischen Islam“.

Pilz: "Ziehen sicher ins Parlament ein"

ÖSTERREICH: Warum haben Sie sich entschlossen, mit eigener Liste anzutreten?

Peter Pilz: Es ist so viel passiert in den letzten Tagen, es gibt so viele die sagen: „Mach was“. Ich kann diesen Leuten nicht einfach sagen: „Ich habe keine Zeit, ich muss fischen gehen.“

ÖSTERREICH: Wo wollen Sie Wähler holen? Sie werden der Linken massiv schaden.

Pilz: Da geht es nicht um Rechts und Links. Da geht es um Nichtwähler. Rechts und Links spielen in Europa von Macron über Corbyn bis Beppe Grillo keine Rolle mehr. Wir wollen die Stimmen nicht von den Grünen holen sondern dort, wo Stimmen missbraucht und Menschen getäuscht werden. Das sind vor allem Kurz und Strache.

ÖSTERREICH: Werden Sie nicht eher bei SPÖ und Grüne fischen?

Pilz: Mich hat heute eine sehr bürgerliche Frau am Schwedenplatz angesprochen, die eigentlich Kurz wählen wollte. Jetzt wählt sie mich.

ÖSTERREICH: Sind Sie noch Mitglied der Grünen?

Pilz: Ja, aber wenn wir dieses Projekt starten, muss ich meine Parteimitgliedschaft zurück legen. Ich tu es nicht gerne, ich habe diese Partei mitbegründet. Ich habe hier viele Freunde und Erinnerungen. Das ist ein Trennungsprozess, das ist keine Kleinigkeit

ÖSTERREICH: Einige Ihrer Mitstreiter sind bereits bekannt – Öllinger, Noll, Zinggl, ... Sind auch ein paar Junge und Frauen dabei?

Pilz: Selbstverständlich, aber ich kann die Namen jetzt noch nicht nennen.

ÖSTERREICH: Wie viel Prozent wollen Sie erreichen?

Pilz: Ich bin sicher, dass wir einziehen, wenn wir das Projekt starten.

Poker: Wer auf neue Pilz-Liste kommt

Bereits unmittelbar nach dem grünen Bundeskongress begann Peter Pilz darüber nachzudenken, eine eigene Liste zu gründen. Verbundene der ersten Stunde waren jene grüne Abgeordnete, die ebenfalls nicht mehr auf die Liste kamen. Sozialsprecher Karl Öllinger und Kultursprecher Wolfgang Zinggl haben bereits ihre Sympathie für die neue Liste Pilz bekundet. Startet das Projekt, sind sie Fixstarter. Auch Anwalt Alfred Noll kann sich ein Engagement vorstellen. Darüber hinaus gibt es laut Peter Pilz auch Gespräche mit Jungen, Frauen und Quereinsteigern. Um Namen zu nennen, sei es aber noch zu früh, sagt er. Die Liste Pilz soll weitgehend paritätisch besetzt werden.

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