Pröll im Interview

"Wahlkampf übertrifft ärgste Befürchtungen"

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Der Wahlkampf in Niederösterreich ist im vollem Gang.

ÖSTERREICH: Der Wahlkampf läuft auf Hochtouren. Wie beurteilen Sie den bisherigen Verlauf?
Erwin Pröll: Also ich habe ja wirklich mit einem harten Wahlkampf gerechnet, aber was derzeit passiert, übertrifft die schlimmsten Befürchtungen. Und es zeigt, dass Mitbewerber – wenn sie die Chance zur Blockade bekommen – diese wahrnehmen und blockieren. Und sei es nur, um ihren eigenen Egoismus zu befriedigen.

Landesparteitag in NÖ

ÖSTERREICH: Einer Ihrer Mitbewerber, der das Match spannend macht, ist Frank Stronach. Er sucht die Konfrontation, nennt Sie öffentlich einen Feigling und will mit Ihnen ein „Mann gegen Mann“-Duell. Was halten Sie als Mann von diesem John-Wayne-Vorschlag?
Pröll: Ich bin jedenfalls nicht so präpotent wie er mit seinen Milliardärs-Allüren, denn er kneift vor einer Diskussion mit den Mitbewerbern. Ich weiß schon, warum er sich drückt. Er kennt sich im Land nicht aus, er wiederholt nur Phrasen und will aufgesetzte Erklärungen verlesen. Ich frage mich, wie soll ich überhaupt mit jemandem über die Zukunft diskutieren, der ohnehin am 4. März bereits wieder in seinem Superjet heim nach Kanada sitzt und nicht für Niederösterreich arbeiten will.

ÖSTERREICH: Nehmen Sie ihn als politische Konkurrenz überhaupt ernst?
Pröll: Ich nehme alle Mitbewerber ernst, aber ich sage schon klar dazu: Wenn er mich beschimpft, dann halte ich das aus. Aber wenn er sagt, das Land ist eine Diktatur und ein Sauhaufen, dann beschimpft er das Land und die Landsleute, die hart gearbeitet haben in ihrem Heimatland und dagegen wehre ich mich. Niederösterreich ist nämlich kein Spielzeug, das man einfach in die Ecke pfeffern kann, wenn man genug davon hat. Was er früher mit seinen Entertainmentprojekten mäßig erfolgreich gemacht hat und später dann mit dem Fußball, der ihm ja buchstäblich nur ein Spielball war, das macht er jetzt in der Politik. Es ist für ihn ein Spielzeug. In Niederösterreich hat er nur Baustellen hinterlassen.

ÖSTERREICH: Die Kritik an den Veranlagungen des Landes ebbt aber nicht ab. Erst diese Woche hat Peter Pilz in seiner Aschermittwochrede Sie und Gabi Burgstaller in einen Topf geworfen und Sie beide als „Finanzesel“ bezeichnet. Fühlen Sie sich verhöhnt?
Pröll: Nein, denn jemand wie Pilz, der nur in den Wiener Kaffeehäusern herumsitzt und intrigiert und glaubt, er kann damit Politik machen, hat von niederösterreichischen Veranlagungen genauso viel Ahnung wie der Teufel vom Weihwasser.

ÖSTERREICH: Im Bund sollte bis zur NÖ-Wahl alles ruhig bleiben. Aber glauben Sie, hält die Koalition auch bis zum Herbst?
Pröll: Das ist keine Frage des Glaubens, sondern das erwarte ich mir. Denn es wäre eine schwere Irritation für die Bevölkerung, wenn man zuerst die Legislaturperiode auf fünf Jahre verlängert und dann wieder verkürzt.

ÖSTERREICH: Die Finanztransaktionssteuer wird 500 Millionen Euro ins Budget spülen. Soll dieses Geld noch für eine Steuerreform verwendet werden, also bis zum Herbst noch eine Entlastung beschlossen werden?
Pröll: Das ist in Wahrheit ein Rechenbeispiel. Man muss sich die Budgetentwicklung mittel- und längerfristig anschauen, das ist jetzt wichtig. Und ich warne davor, vor Wahlen ein Steuerzuckerl anzubieten, das später zu einer bitteren Pille wird.
 

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