Salzburg-Finanzen

Rätsel um gefälschte Bankvollmacht

Teilen

Monika Rathgeber hat die Vollmacht vorbereitet und das Datum eingesetzt.

Im Salzburger Finanzskandal sorgt eine Bankvollmacht, die es erlaubt, mit Geldern des Landeswohnbaufonds zu spekulieren, aber laut einem Schriftsachverständigen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gefälscht ist, weiter für Rätselraten. Finanzabteilungsleiter Eduard Paulus hatte gestern, Dienstag, im U-Ausschuss die entlassene Budget-Referatsleiterin Monika Rathgeber ins Spiel gebracht. Ihr Anwalt Herbert Hübel sagte, dass jeder, der behaupte, Frau Rathgeber habe die Unterschrift von Wohnbau-Landesrat Walter Blachfellner (S) gefälscht, geklagt werde.

Salzburg-Finanzen: U-Ausschuss öffentlich

Er habe die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwalt (WKStA) über die Vorwürfe bereits in Kenntnis gesetzt, erklärte der Rechtsanwalt. Das handgeschriebene Datum "2/1/2006" auf der Vollmacht stamme von Rathgeber, sie habe es eingesetzt, sagte Hübel. Das Schreiben sei von der Finanzabteilung zur Wohnbauabteilung gegangen, dort unterzeichnet und dann wieder in die Finanzabteilung gelangt. Rathgeber habe das Datum eingefügt und die Vollmacht dann an die Hypothekenbank geschickt.

Das Papier sei vermutlich im Dezember 2005 vorbereitet worden, da der Fonds zur Förderung des Wohnbaus im Land Salzburg im Jänner 2006 in Kraft getreten sei, erläuterte der Salzburger Rechtsanwalt. Der Text dieser Vollmacht habe so gelautet wie in jener Vollmacht, die nun von dem Schriftsachverständigen untersucht worden ist.

Fünf Bevollmächtigte
Der Inhalt der Vollmacht ermächtigt fünf Personen, darunter Paulus und Rathgeber, für den Landeswohnbaufonds Finanzgeschäfte abzuschließen. Wörtlich gilt die Vollmacht für "alle Arten von Bank- und Handelsgeschäften", etwa auch der Kauf und Verkauf von Optionen, Devisentermingeschäften, Finanz-Swaps und "sonstige strukturierte Geschäfte", und zwar "betraglich unbeschränkt" und für "Geschäfte in allen Währungen".

Dem Schriftsachverständigen, Kriminaltechniker Roland Nimmrichter, lagen eigenen Angaben zu Folge zur Überprüfung dieser Vollmacht ein Originalschreiben (das vor rund zwei Wochen in der Finanzabteilung auftauchte, Anm.) und eine Kopie von der Hypo vor. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sei Blachfellners Unterschrift sowohl auf dem Original als auch auf der Kopie eine Nachahmungsfälschung, erklärte Nimmrichter.

Die Frage stellt sich nun, ob Politiker von dieser Vollmacht gewusst haben und ob aufgrund dieses Schreibens mit Geldern aus dem Landeswohnbaufonds spekuliert worden ist. Offenbar weiß niemand offiziell, was damit geschehen ist. Ein Sprecher des Finanzressorts erklärte, dass diese Vollmacht bis zu ihrem "Auftauchen" weder David Brenner noch dem jetzigen Finanzlandesrat Georg Maltschnig (S) bekannt war. Wohnbaulandesrat Blachfellner sagte, er könne sich nicht erinnern, so ein Schreiben erstellt oder unterzeichnet zu haben. Die besagte Vollmacht aus dem Jahr 2006 sei weder im Wohnbauressort noch in der Wohnbauabteilung ein- oder ausgebucht worden. Das Gutachten von Herrn Nimmrichter untermauere ja seinen Verdacht, dass seine Unterschrift gefälscht wurde.

Laut Rathgebers Anwalt ist diese Vollmacht" von Rathgeber vorbereitet worden. Der Text stamme sicherlich aus der Finanzabteilung, Rathgeber werde auch beim Verfassen des Schreibens mitgeholfen haben, sagte Hübel und zitierte eine Aussage seiner Mandantin im U-Ausschuss des Salzburger Landtages in der Vorwoche: "Sie hat gesagt, sie hatte keine Vollmacht gebraucht, weil sie ja schon eine viel umfassendere Vollmacht hatte." Denn es habe ja schon zuvor eine viel umfassendere Vollmacht von den nunmehrigen Ex-Finanzreferenten Wolfgang Eisl (V), Othmar Raus (S) und David Brenner (S) gegeben, erklärte der Anwalt.

Auftrag seit 2006
Der Landtag hat 2006 beschlossen, die Finanzabteilung mit der aktiven Verwaltung des Wohnbaufonds zu beauftragen. Rathgeber soll laut einem Aktenvermerk der Finanzabteilung am 26. November 2012 gesagt haben, rund 200 Mio. Euro, die das Land aus dem Landeswohnbaufonds erhalten hat, in längerfristigen Wertpapieren veranlagt zu haben. Hübel erklärte heute, es seien Gelder auftragsgemäß verlangt, aber keine Derivate abgeschlossen worden.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) befasst sich nun auch mit dieser dubiosen Vollmacht. Die Vorwürfe seien der WKStA bekannt, sie würden in den Ermittlungen berücksichtigt, sagte deren Sprecher Erich Mayer.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.