Schulstreit

Salzburger ÖVP will Neue Mittelschule

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Damit stellt sich die Landespartei gegen die Bundes-ÖVP.

Die Neue Mittelschule (NMS) in Österreich flächendeckend einführen, gleichzeitig die "Langform" der AHS mit Schwerpunktsetzung und Aufnahmetests stärken und dafür die Hauptschulen abschaffen: Mit diesem "Salzburger Modell" weicht die ÖVP Salzburg von der bisherigen Parteilinie zwar ab, für LHStv. Wilfried Haslauer hat dieser "brauchbare Lösungsvorschlag" aber auch in seiner Partei durchaus "eine realistische Chance" auf Akzeptanz, wie er heute, Freitag, bei einer Pressekonferenz in Salzburg erklärte.

Sinneswandel
Den Sinneswandel der Salzburger ÖVP führte ein intensiver Diskussionsprozess mit Bildungsexperten herbei. "Die gesellschaftlichen Anforderungen und die Familien haben sich geändert. Es kann nicht sein, dass wir uns auf ideologische Dogmen einschwören, die jetzt überholt sind. Ziel muss sein, dass es zwei gleichwertige Optionen gibt", sagte Haslauer, der die bildungspolitischen Debatte der vergangenen Wochen mit einem "Nicht-genügend" benotete.

Neue Mittelschule
Die Neue Mittelschule sollte eine echte Alternative zur Allgemeinbildenden Höheren Schule (AHS) sein und die Hauptschule ablösen. Statt den Leistungsgruppen sollte ein individueller, leistungsbezogener Unterricht angeboten werden. Die NMS sei kein Facelifting der Hauptschule, sondern es stehe soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit, Integration und Ganztagsbetreuung im Vordergrund, erläuterte der Salzburger ÖVP-Bildungssprecher LAbg. Josef Sampl. Alle Schüler werden nach dem Lehrplan eines Realgymnasiums unterrichtet, ab der dritten Klasse wird eine lebende Fremdsprache eingeführt. Den Unterricht übernehmen AHS- und Hauptschullehrer. Für jene, die nicht in eine AHS oder Berufsbildenden Höhere Schule (BHS) wechseln, könnte die polytechnische Schule weiterentwickelt und beispielsweise zweijährig geführt werden, meinte Sampl.

Die AHS hätten sich grundsätzlich bewährt und sollten bei einer stärkeren Profilierung auch beibehalten werden. Ein neusprachliches Gymnasium mit fünf Fremdsprachen oder ein Sportgymnasium "braucht die Langform" von acht Jahren, sagte Haslauer. Die Eignung der Schüler für die Schwerpunkt-Gymnasien sollte in einem Aufnahmeverfahren festgestellt werden. Dafür erforderlich sei auch eine Leistungs- und Kompetenzbewilligung durch die Volksschule. Haslauer rechnet damit, dass aufgrund der Aufnahmetests um 20 bis 30 Prozent weniger der zehn- bis 14-jährigen Schüler auf ein Gymnasium gehen würden als bisher. Bereits über 40 Prozent der Salzburger Gymnasiasten scheiden derzeit nach der vierten Klasse aus. Auf die Frage, ob die Profilierung der AHS einer Elitebildung gleichkomme, meinte der Salzburger ÖVP-Chef: "Ich würde eher auf Schwerpunktbildung setzen. Aus den Schülern sollen wir das herausholen, was ihnen am meisten liegt."

Schon ab dem nächsten Schuljahr sollte die Neue Mittelschule mit einer Vorlaufzeit von fünf bis acht Jahren flächendeckend in ganz Österreich eingeführt werden, sagte Sampl. Das Zeitfenster für "machbare" Reformschritte sei offen, da in den nächsten fünf Jahren mehr als 40 Prozent der Lehrer in Pension gehen und daher mehr Geld für die Reform zur Verfügung stünde. Die Salzburger ÖVP hat ihr "pädagogisch innovatives" Modell der Bundespartei noch nicht unterbreitet, obwohl gestern ÖVP-Chef Josef Pröll in Salzburg weilte. Die NMS wird in Salzburg derzeit an 15 Standorten "erfolgreich getestet", wie betont wurde.

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