Neues Kurs-System ab 2012

Schmied: Schluss mit Sitzenbleiben!

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Schon ab 2012 will Unterrichtsministerin Schmied das "Durchfallen" abschaffen.

Die oe24-Leser haben über die neuen Pläne von Unterrichtsminiserin Schmied abgestimmt, mit einem überraschenden Ergebnis. Eine große Mehrheit von knapp 67 Prozent spricht sich für das Sitzenbleiben aus. Nur 33 Prozent sind der Meinung, dass Sitzenbleiben sinnlos ist. Diskutieren Sie jetzt über Schmieds Plan mit!

Die große Neugestaltung unseres Bildungssystems – ob mit oder ohne Volksbegehren – lässt noch länger auf sich warten. Mit einer Teilreform soll es aber jetzt ganz schnell gehen: Mit dem Sitzenbleiben soll schon ab dem kommenden Jahr Schluss sein, bestätigt Unterrichtsministerin Claudia Schmied gegenüber ÖSTERREICH.

Ihr Credo: „Das Sitzenbleiben hat sehr viel mit Schulkultur zu tun und ist nicht unbedingt mit Leistung in Verbindung zu bringen. Die These, Sitzenbleiben sei ein Instrument zur Leistungssteigerung, ist nicht mehr haltbar.“

Stufenplan: Start in den AHS- und BHS-Oberstufen
„Das Sitzenbleiben ist in erster Linie ein Problem der Oberstufe“, so Schmied im ÖSTERREICH-Interview. Schon ab 2012 will die SP-Ministerin deshalb in den Oberstufen der Gymnasien (AHS) und der Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) mit der stufenweisen Einführung eines „modularen Kurssystems“ beginnen, zuerst in den Abendschulen, wie Schmied erklärte. Für die 800 betroffenen Schulstandorte soll ein Stufenplan ausgearbeitet werden, laut Schmied laufen dazu die Vorbereitungen in ihrem Ministerium schon auf Hochtouren.

Die Abstimmung mit dem Koalitionspartner dürfte dabei nicht so kompliziert ausfallen wie in ­anderen Schulfragen. Schmied will sich noch mit VP-Bildungssprecher Werner Amon absprechen.

Schmieds Gegenüber, Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP), hat bereits ihr Einverständnis signalisiert. Kein Wunder, ist doch das Kurssystem Bestandteil des kürzlich beschlossenen ÖVP-Bildungsprogrammes.

Ein „Fünfer“ kann bis zur Matura korrigiert werden
Karl: „Wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden und Unterrichtsministerin Schmied einen konkreten Vorschlag vorlegt, sind wir grundsätzlich diskussionsbereit und dann werden politische Gespräche der Parteien ein Ergebnis bringen.“ Heißt also: ja.

Und so könnte das Kurssystem – vor allem in den sogenannten Hauptfächern – funktionieren: In der sogenannten „modularen Oberstufe“ – entsprechende Schulversuche laufen schon seit Jahren – machen die Schüler semesterweise Prüfungen. Setzt es in einem Halbjahr ein „Nicht genügend“, bleiben die Kinder im jeweiligen Klassenverband, müssen aber bis zur Matura die entsprechende Prüfung nachholen. Das Sitzenbleiben wird so vermieden.

Österreich liegt beim Sitzenbleiben im Mittelfeld
Österreich liegt übrigens beim Sitzenbleiben im europäischen Mittelfeld: Laut OECD müssen bei uns rund neun Prozent aller 15-jährigen Schüler mindestens einmal eine Klasse wiederholen. An der Spitze liegen Frankreich und der französischsprachige Teil Belgiens mit jeweils 37%.

Rund 40.000 Schüler pro Jahr sind in Österreich nicht aufstiegsberechtigt. Rund zwei Drittel von ihnen wiederholen tatsächlich eine Klasse, wobei das laut einer Studie der Statistik Austria oftmals nicht zu besseren Leistungen führt. An AHS-Oberstufen und BMS erreichen mehr als 35 Prozent auch beim zweiten Durchgang nicht das Klassenziel, an BHS und AHS-Unterstufen sind es rund 27 Prozent, an Hauptschulen 17,3 Prozent.

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