Gewalt in Heimen

Stadt Wien entschädigt 32 Missbrauchsopfer

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Insgesamt haben sich schon 165 Opfer beim Weißen Ring gemeldet.

Wien wird 32 Opfer von Gewalt in städtischen Heimen entschädigen. Das hat Jugendstadtrat Christian Oxonitsch (S) am Freitag bekanntgegeben. In einer Ausschusssitzung seien die dafür benötigten Mittel beschlossen worden, diese müssen am 15. Dezember im Gemeinderat abgesegnet werden. Zudem hat die Stadt eine Forschergruppe eingesetzt, welche die Geschehnisse aufarbeiten soll. Die Ergebnisse wurden für März 2012 angekündigt.

Auszahlungen ab nächstem Jahr
Die ersten Auszahlungen an Opfer sollen ab Jänner 2011 erfolgen. "Wir sind uns unserer Verantwortung für die schrecklichen Ereignisse, die einigen Menschen in Heimen der Stadt Wien widerfahren sind, bewusst", betonte Oxonitsch. Insgesamt hätten sich bisher 165 Opfer beim Weißen Ring gemeldet. "Das sind die Fälle, die uns namentlich bekannt sind", berichtete Marianne Gammer, Geschäftsführerin des Weißen Rings. Der Verein ist für die Betreuung der Opfer sowie für der Aufarbeitung ihrer Geschichte zuständig. Die Fälle werden anschließend anonym einem Gremium vorgelegt, das über Entschädigungszahlungen entscheidet. Den Vorsitz des Gremiums hat Udo Jesionek, Präsident des Weißen Rings, inne.

Höhe variiert
Die Höhe und Art der Entschädigung variiere von "Fall zu Fall", erklärte Gammer. Als Vorgabe diene die gängige Schadenersatz-Judikatur, entscheidend sei auch die Schwere der Auswirkung der Gewalt. Zahlen wollte die Geschäftsführerin jedoch keine nennen: "Es geht um die Anerkennung des Unrechts." Zusätzlich steht jedem Opfer der Zivilrechtsweg weiter offen. Bisher sei Hilfe für 32 Betroffene beschlossen worden. "Es können auch noch mehr werden", so Gammer. Noch seien nicht alle Fälle aufgearbeitet.

Grundsätzlich steht allen Opfern ein "Basisangebot" von zehn Stunden Psychotherapie und juristischer Beratung offen. Dieses hätten 44 Betroffene in Anspruch genommen, hieß es in der Aussendung Oxonitschs.

Forschungsgruppe
Zusätzlich will sich die Stadt auch aktiv mit der Vergangenheit auseinandersetzen: Im November hat an der Universität Wien eine Forschergruppe zur Gewalt in städtischen Kinderheimen ihre Arbeit aufgenommen. Im Auftrag der Stadt soll sie jene Erziehungskonzepte, Organisationsstrukturen und alltäglichen Praktiken bis zur Heimreform 2000 analysieren, die Misshandlungen von Kindern und Jugendlichen ermöglicht hätten. "Mit der Historikerkommission kommen wir einem Wunsch vieler der Betroffenen nach. Es ist uns sehr wichtig, ihrer Geschichte Gehör zu verschaffen und sie auch öffentlich anzuerkennen", erklärte Oxonitsch. Ergebnisse sollen im März 2012 vorliegen.

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