ORF-"Sommergespräch"

Strache will Islam-Abstimmung

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FP-Chef verteidigt 'Wiener Blut' und spricht sich gegen neue Steuern aus.

Dass ausgerechnet der Präsident der islamischen Glaubensgemeinschaft dem Chef der FPÖ Heinz-Christian Strache einen Sonntag versüßt, ist eigentlich unglaublich. Aber es ist wahr: Anas Schakfeh forderte am Wochenende, dass es „zur Normalität gehören muss, dass in jeder Landeshauptstadt eine Moschee steht – mit einem Minarett als sichtbares Zeichen.“ – „Danke, Anas“, grinste ein blauer Stratege noch am Montag vor lauter Freude über diesen unglaublichen Glücksfall im zäh anlaufenden blauen Wiener Wahlkampf.

„Strache war mit den antiquierten Wiener-Blut-Plakaten am Weg ins Verlierer-Eck einer Barbara Rosenkranz. Der Kampf gegen den Islamismus ist rechts, aber moderner. Da musste er hin“, erklärt Politik-Experte Thomas Hofer, warum jetzt die FPÖ so prompt reagierte.

„Islam-Volksbefragung“: Wien soll New York werden
Schon am Montag ging die FPÖ in die Offensive: Erst forderte FP-General Harald Vilimsky eine bundesweite Volksbefragung – losgelöst von der Frage, ob dies verfassungsmäßig und politisch umsetzbar ist. Wenige Stunden später legte der Chef, unmittelbar nach Aufzeichnung des ORF-Sommergesprächs im Tiroler Völs bei Innsbruck, persönlich los. Strache: „Als erstes Bundesland soll Wien eine derartige Volksbefragung abhalten, weil hier prozentuell die meisten Muslime leben und es immer wieder zu berechtigten Bürgerprotesten gegen islamische Bauprojekte kommt.“ Strache will, dass Wien New York werden soll, wo massive Proteste gegen eine Moschee neben dem Terror-Schauplatz Ground Zero laufen.

Da wie dort protestieren Gruppen von zornigen, oft jüngeren Menschen, die Angst vor Fremden haben. Bei ihnen kann Strache mit Aggressivität gegen Islamisten bei der Wiener Wahl am 10. Oktober punkten.

Dass die Fragen bei der FP-Volksbefragung alle Grenzen der Verfassung sprengen, berührt den FP-Chef wenig. Ein Bauverbot für Minarette etwa wäre in einer Demokratie nur durchsetzbar, wenn auch keine katholischen Kirchtürme mehr in den Himmel über Wien ragen dürften.

Straches wildes TV-Duell

Im ORF-Sommertalk mit der polnischen Zuwandererin Aleksandra Izdebska, einer Computermanagerin, gab der FP-Chef Vollgas.

  • Strache legt zum Islam los: Es gibt Missbrauch der Religionsfreiheit durch Islamisten. Ich will eine Volksbefragung, bin aber nicht gegen Gebetsräume, sondern gegen Moscheen mit Minaretten als Sinnbild des Triumphs des Islamismus und gegen Moscheen mit Mehrfachnutzung wie in Wien.
  • Strache über Zuwanderung: Wir müssen klar die Grenzen definieren. Ich will eine Greencard für Ausländer ...
  • Aleksandra Izdebska über Deutschkenntnisse vor Einwanderung: Ich hätte aus Polen nicht einwandern dürfen. Ich konnte nicht Deutsch.
  • Strache über Izdebska: Ich habe großen Respekt vor Ihren Leistungen, auch dass Sie polnische Staatsbürgerin geblieben sind und Ihren Wurzeln treu geblieben sind.
  • Izbdebska ärgert sich: Haben Sie kein anderes Thema als Ausländer?
  • Strache verteidigt sich: Und ob. Wir wollen beim Budget einen Kassensturz, keine höheren Steuern. Via Verwaltungsreform sind 11 Milliarden Euro zu holen. Wir wollen Steuersätze senken, den Proporz abschaffen. Wir wollen mehr Sicherheit ...
  • Izdebska unterbricht: Schon wieder ...
  • Strache wird grantig: Unterbrechen Sie mich bitte nicht dauernd. Bei uns sind alle Parteispenden offengelegt, alle Nationalräte spenden 12 Prozent ihres Gehalts, das sind im Jahr 800.000 € ...
  • Strache zu den Wiener-Blut-Plakaten: Ein Sinnbild für die Wiener Kultur und Lebensart. Integration ist eine Bringschuld ...
  • Straches Bilanz: Frau Izdebska war lebhaft, aber anstrengend.

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