28.02.

Was Gusi, Schüssel & Klima verdienen

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Einst hatten sie Macht, jetzt kassieren sie mächtig. Das neue Leben von drei Ex-Kanzlern, ihre Millionen-Gagen und die Leichtigkeit des Seins.

Gusenbauer und Schüssel: In ihren neuen Jobs cashen sie bis zu doppelt so viel wie als Kanzler. Aber gegen Klima sind sie arme Schlucker.

Wolfgang Schüssel: 366.000 Euro
Wolfgang Schüssel war von 2000 bis 2007 Regierungschef. Er blieb bis 2008 VP-Klubchef. Heute ist er Polit-Pensionist und nun auch Aufsichtsrat des deutschen Energieriesen RWE. Macht 366.000 Euro Jahresgage.

Alfred Gusenbauer: 400.000 Euro
Von 2007 bis 2008 war Alfred Gusenbauer SP-Kanzler. Dann wechselte er in die Arbeiterkammer NÖ. Bald darauf wurde er WAZ-Berater und Konsulent bei mehreren Unternehmen. Minimum 400.000 Euro im Jahr.

Viktor Klima: 5 Millionen Euro
Von 1997 bis 2000 war ­Viktor Klima SP-Kanzler. Seit 2000 verantwortet der 62-Jährige das gesamte Südamerika-Geschäft des Autoriesen VW. Und erhält dort eine Traumgage von fünf Millionen Euro...

Dolce Vita

Neues Leben. Er genieße sein Leben durchaus. Es sei nun schon „sehr angenehm und spannend“, sagt Alfred Gusenbauer lächelnd.

Sein neues Leben sei „sehr schön, wenn auch ein wenig anstrengend“, meint Viktor Klima.

Und selbst Wolfgang Schüssel, sonst eher schmal­lippig, wirkt dieser Tage gelöster als einst.

Was die drei Herren gemeinsam haben? Warum sie wie auf Wolke sieben wirken? Und wieso so manch einer ihrer Parteifreunde so richtig grün vor Neid auf sie wird?

Ganz einfach, sie alle drei waren einmal Bundeskanzler dieser Republik, aber erst jetzt – danach – haben sie das richtig große Los gezogen:

Ex-Kanzler scheint dieser Tage kurioserweise der beste Beruf von allen zu sein – der absolute Traumjob. Gusenbauer, Klima und Schüssel starteten erst in ihrem Leben danach – nach der großen weiten Politikwelt – so richtig durch.

Superstar Klima.
Viktor Klima etwa verantwortet für den Autoriesen VW das gesamte Südamerika-Geschäft. Der zu seiner SP-Kanzlerzeit stets belächelte Manager (62) wohnt nun in einer Prachtvilla in Buenos Aires, hat eine neue junge Frau (36 und damit fast halb so alt), zwei kleine Kinder neben den bereits zwei erwachsenen Sprösslingen – und eine „läppische“ Jahresgage von fünf Millionen Euro. Von Nebengeräuschen wie einem VW Phaeton abwärts als Dienstautos nicht zu reden.

Dagegen wirken seine zwei Nachfolger zwar fast wie arme Schlucker, für das Maß von Normalsterblichen haben es freilich auch Gusenbauer und Schüssel nicht übel erwischt.

Als Bundeskanzler verdienten die Herren 282.000 Euro im Jahr – und standen stets im öffentlichen Rampenlicht und in der Kritik.

Alfred Gusenbauer (50), der von den eigenen roten Parteifreunden stets nur als „ungeeignet und überfordert“ abqualifiziert wurde, erlebt wie Klima späte Genugtuung: Gleich nach dem Ende seiner Kurzzeit-Kanzlerschaft (2008) hatte es für ihn noch gar nicht rosig ausgeschaut: Im Jänner 2009 zog er noch unter schadenfreudigem Gelächter der heimischen Politikszene für 4.000 Euro brutto im Monat in die niederösterreichische Arbeiterkammer ein.

Gusenbauers Rache.
Bald darauf verging so manch einem Parteifreund das Lachen: Gusenbauer wurde zunächst Dozent an zwei US-Elite-Universitäten, dann Berater eines deutschen Medienkonzerns und Konsulent einer spanischen Baufirma.

Und so ganz nebenbei berät Gusenbauer noch internationale Investment-Unternehmen. Gusi verdient heute mindestens 400.000 Euro im Jahr. Da er auch erfolgsorientierte Honorare erhält, dürfte die Jahressumme noch um einiges höher ausfallen.

Schüssels Spätstart.
Und neuerdings kann auch endlich Schüssel (65) wieder lächeln: Nachdem er 2006 seine Abwahl als VP-Kanzler nicht so richtig sportlich nehmen wollte und bis heute als schwarzer Abgeordneter im Parlament sitzt, hat der Wende-Kanzler einen neuen Top-Job: Zwar musste er seine großen EU-Träume aufgeben, ab 22. April ist er freilich Aufsichtsrat beim deutschen Energie- und Atomriesen RWE und kassiert dort mächtig ab. Zwischen 140.000 Euro und 210.000 Euro im Jahr, je nachdem, ob der Wiener bei den Deutschen in einem Ausschuss sitzt oder nicht.

Wird Schüssel Stellvertreter des Vorsitzenden, kassiert er gleich einmal 280.000 Euro im Jahr.

Das ist zwar nicht mehr als er als Kanzler hatte, aber Schüssel bezieht ja ­nebenbei noch seine Poli­tiker-Pension aus Österreich, 11.150 Euro im Monat oder 156.100 Euro im Jahr. Das läppert sich.

Der Wende-Kanzler kommt so, konservativ geschätzt, auf eine Jahres-Gage von 360.000 Euro. Nicht schlecht in einem Alter, in dem andere auf ihre ­Enkel aufpassen. Oder sich (wie Ex-Kanzler Franz Vranitzky) aus allen Ämtern zurückgezogen haben.

Süßes Leben.
Kein Wunder also, dass sich manch ein aktiver Politiker dieser Tage denkt: „Ex-Kanzler müsste man sein.“ Denn im Unterschied zu früher, als etwa Viktor Klima bescheiden im Reihenhaus in Schwechat leben musste, kann er heute sein Luxusleben offen zelebrieren. Und Gusenbauer, der einst für jeden einzelnen Urlaub – egal ob Marbella oder Lech – aufs Herbste kritisiert wurde, kann heute ungeniert vom Arlberg direkt nach Kuba und dann wieder New York fliegen.

Mit der (Tages-)Politik haben Klima und Gusi denn auch locker abgeschlossen. Die zwei roten Herren verkneifen sich hämische Interviews über ihre Nachfolger. Nur der schwarze Ex-Kanzler Schüssel hält manchmal mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg.

Ob sich Werner Faymann dann und wann denkt: Tja, Ex-Kanzler müsste man sein?

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