ÖSTERREICH-Interview

Ruth Elsner: "Familie hat vor Glück geweint"

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Elsners Ehefrau war sprachlos, als sie von der Freilassung ihres Mannes erfuhr.

ÖSTERREICH: Frau Elsner, nach 4,5 Jahren Haft geht Ihr Mann frei. Haben Sie schon realisiert, was das heißt?
Ruth Elsner: Mir läuft dauernd die Gänsehaut über den Rücken. Ich kann es noch gar nicht fassen. Es ist für mich fast unvorstellbar, dass ich meinen Mann vom Spital abholen kann, er zu mir ins Auto steigt und uns kein Justizwachebeamter irgendwelche Befehle gibt, wie wir uns verhalten sollen. Ich glaube, das braucht noch ein paar Tage, bis ich das realisiert habe.

ÖSTERREICH: Wie hat Ihr Mann die Nachricht aufgenommen?
Ruth Elsner: Er war den ganzen Tag schon sehr nervös, denn aus der Zeitung wussten wir, dass die Entscheidung noch in dieser Woche fallen soll. Als ich ihn angerufen habe, konnte er es kaum glauben, aber er hat trotzdem sehr ruhig reagiert.

ÖSTERREICH: Die Wende im Fall kam durch das Gutachten von Prof. Kurt Huber aus dem Wilhelminenspital. Ist er Ihr großer Held?
Ruth Elsner: Das ist er auf jeden Fall. Prof. Huber hat viel Mut bewiesen und es war sehr beeindruckend, in welcher unmissverständlichen Art er den Gesundheitszustand meines Mannes dargelegt hat. Sein Arztbrief an die Justiz hat sicherlich die Wende gebracht. Aber ich möchte mich auch bei Klaus Kaiser-Mühlecker, dem ärztlichen Leiter der Justizanstalt, bedanken. Auch er hat sich sehr für die Freilassung meines Mannes eingesetzt.

ÖSTERREICH: Wie hat die Tochter Ihres Mannes auf die Nachricht reagiert?
Ruth Elsner: Marie-Therese hat geweint. Eigentlich haben wir alle geweint. Denn es ist uns allen ein Stein vom Herzen gefallen. Als ÖSTERREICH die Nachricht online gestellt hat, haben mich irrsinnig viele Menschen angerufen und sich mit uns gefreut. Nach fünf Jahren war das der erste Moment der Freude.

ÖSTERREICH: Wie geht es jetzt weiter?
Elsner: Mein Mann muss noch im Spital bleiben. Heute hat er noch eine schwere Untersuchung auf der Wirbelsäule vor sich. Nach dem Spital muss er dringend eine lange Rehab machen.

Ruth Elsner Wilheminenspital
© APA / Georg Hochmuth

Ruth Elsner vor dem Wiener Wilheminenspital. Dort liegt ihr Mann Helmut.
(c) APA / Georg Hochmuth
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