Nächste Woche daheim

Elsner: Sein erster Tag in Freiheit

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Tochter im Spital. Frau richtete neue Wohnung ein. Er will Enkel sehen.

Gestern um sechs Uhr in der Früh: Tagwache für Helmut Elsner (76) im Wilhelminenspital in Wien – das letzte Mal als Häftling (formal gesehen). Frühstück gibt es keines. Der 76-Jährige muss für eine mehrstündige Wirbelsäulenuntersuchung nüchtern bleiben.

Auch wenn alle Zeitungen von Freiheit schreiben, sitzt der Justizwachebeamte noch immer vor seiner Tür. Der Ex-Bawag-Chef ­begrüßt den Justiz-Bodyguard – wie jeden Tag. Heute macht es ihm eine besondere Freude. Bald ist das ­Ritual Vergangenheit.
Bis Mittag folgt die Justizwache Elsner bei der Untersuchung auf Schritt und Tritt. Gegen 12.00 Uhr kommt der Befehl: Abrücken – Österreichs prominentester Häftling ist frei. Weder die Oberstaatsanwaltschaft noch das Justizministerium haben ein Veto gegen die „Haftunfähigkeit“ eingelegt.

Um 12.00 Uhr frei
Nach 4,5 Jahren kann Elsner erstmals wieder selbst entscheiden, ob er den Gang im Krankenhaus entlang spazieren möchte oder einen kleinen Rundgang im Park machen will. Doch den Ex-Bawag-Chef zieht es nicht hinaus. Elsner ist von den Untersuchungen müde, er schläft. In der Minute des Glücks fehlt eine, die in den letzten fünf Jahren sein Halt war: Ruth Elsner .

Elsner möchte bald seine drei Enkelkinder sehen

Sie schupft die Übersiedlungskartons. „Ausgerechnet an diesem Tag muss ich übersiedeln. Um 10 Uhr sind die Möbelpacker gekommen, um alles in die neue Wohnung zu transportieren“, erzählt die Ehefrau des Ex-Bawag-Chefs. Sie richtet ein neues Zuhause ein für ihr „zweites“ Leben als Ehepaar.

Das alte Penthouse gibt seit einigen Monaten nicht mehr. „Ich möchte die Wohnung so schnell wie möglich fertig machen, damit mein Mann einziehen kann. Aber die Handwerker müssen nochmals ran“, erzählt Elsner. Sonst müssen sie ins Hotel ausweichen. Worauf freut sich Helmut Elsner am meisten in der neuen Wohnung? „Auf sein Klavier und seinen Hund Monty“, so Ruth.

Das große Interview mit Ruth Elsner lesen Sie hier >>>


Enkelkinder warten
Statt Ruth kommt Tochter Marie-Therese (39) ins Spital. Gegen 13.30 Uhr passiert sie den Bodyguard (soll Journalisten abwehren) des Krankenhauses. Als die Tür des Zimmers aufgeht, kämpft sie mit den Tränen. Dann fällt sie ihrem Vater um den Hals.
Seinen größten Wunsch – seine drei Enkelkinder Clemens (14), Valerie (12) und Camilla (8) zu sehen – muss er vorerst noch aufschieben. Alle drei sind auf Feriencamp in Bad Ischl.

Eine Stunde bleibt Tochter Marie-Therese. Erst am späten Nachmittag kommt Ruth. Kein Justizwachebeamter mehr vor der Tür, keiner, der zum Schlussmachen drängt. Ruth bleibt gleich mehrere Stunden.

Bald soll es auf Reha gehen. Althofen steht in der engeren Wahl. Und danach geht der Kampf weiter. „Ich werde beweisen, dass ich unschuldig bin,“ kündigt Elsner an. Und diktiert seiner Frau ein Statement für die Homepage.

49 Prozent der Österreicher halten zu Elsner >>>
 

Elsners Plan: Dienstag aus dem Krankenhaus, dann Reha

Helmut Elsner ist frei, im Wiener Wilhelminenspital bleibt er vorerst weiter. ­Vermutlich wird Elsner aber schon in der kommenden Woche das Spital verlassen können. Das kündigte Kardiologe Kurt Huber an, sein behandelnder Arzt. Sollte das Untersuchungs- und Behandlungsprogramm plangemäß verlaufen, „darf Herr Elsner Mitte nächster Woche für ein paar Tage nach Hause“, so der Leiter der 3. Medizinischen Abteilung, wo ­Elsner seit 22. Juni stationär behandelt wird.

Elsner selbst peilt den Dienstag an. Im Anschluss wird sich der 76-Jährige auf eine vier- bis sechswöchige Kur in ein Herz-Kreislauf-Rehab-Zentrum begeben. Ruth Elsner prüft derzeit mehrere Möglichkeiten. Die Reha muss von Elsner bzw. von dessen Versicherung ­bezahlt werden.

Die nun festgestellte Haftunfähigkeit gilt nicht unbefristet. Vermutlich im Feber 2012 findet eine neuerliche Untersuchung statt, Elsner könnte theoretisch dann wieder in Haft wandern.

Bis dahin ist er ein freier Mann. Er darf auch ins Ausland reisen, muss sich aber „im Verfügungsbereich“ der Justiz aufhalten.

Weit reisen kann der Ex-Banker derzeit aber ohnehin nicht. Sein Reisepass ist abgelaufen.

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Schockfotos von Elsner

Österreicher zu Elsner: Er war Bauernopfer

„Auch wenn es eine Schweinerei ist, was er gemacht hat – aus menschlicher Sicht ist es okay, dass er nun freigeht. Ich denke, er hat schon sehr viel gelitten und nach diesen Fotos hat man schon Mitleid mit dem Armen."

Franzobel, Schriftsteller

„Wenn man sich die Bilder ansieht, war es sicher die richtige Entscheidung, die die Ärzte getroffen haben. Helmut Elsner hat seinen Sold geleistet. Als Außenstehender denke ich, dass er mitunter auch als ein Bauernopfer für andere hinhalten musste.“

Hannes Jagerhofer, Event-Guru

„Ich habe die Enthaftung sehr positiv aufgenommen. Menschlich gesehen, ist es befreiend zu sehen, dass ein Mensch in einem so kranken Zustand freigelassen wird. Seine Frau wird ihm in dieser Situation jetzt sicher sehr gut helfen. Die „Brillentante“ (Anmerkung: Ex-Justizministerin Claudia Bandion-Ortner) hätte früher noch ganz andere Banditen einsperren sollen.“

Harald Serafin, Intendant

„Vielen war Helmut Elsner nicht sympathisch und viele haben ihn schon vor Prozessende vorverurteilt. Er war ein Buhmann. Aber jetzt muss er schauen, dass er wieder gesund wird. Er ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Dass er ins Ausland flüchtet, halte ich schon für fast ausgeschlossen.“

Karlheinz Hackl, Schauspieler

„Wenn man sich die Fotos von ihm anschaut, war es höchste Zeit und ganz richtig, dass Helmut Elsner nun aus der Haft entlassen wird. Er war ja ein Bauernopfer der Justiz.“

Marika Lichter, Managerin

„Natürlich ist Katastrophales passiert, aber man muss menschlich denken: Die Gesundheit geht vor. Und die Fotos von ihm haben schon schockiert. Er spielt uns ja nichts vor. Dass es ihm schlecht geht – das ist ja eine Tatsache und sicher kein Hokuspokus. Ein Schauspieler ist Helmut Elsner nicht.“

Gerda Rogers, Astrologin