Die Koalitionskrise in Wien nimmt den Grünen nicht die Lust aufs Regieren. Im Gegenteil.
Der Wechsel eines ihrer Mandatare zur SPÖ hat die Grünen in Wien außer Tritt gebracht. In ÖSTERREICH tritt Parteichefin Eva Glawischnig trotz allem dafür ein, dass Rot-Grün auch nach der Wahl weitermacht.
ÖSTERREICH: Warum wollen Sie Rot-Grün in Wien fortführen?
Eva Glawischnig: Teile der Wiener SPÖ wollen Rot-Grün nicht, haben es nie gewollt. Aber was wäre die Alternative für die Stadt? Die SPÖ plant offensichtlich die Rückkehr in die Komfortzone Rot-Schwarz. Wir wollen weiter Rot-Grün machen und gestalten. Damit treten wir bei der Wahl an. Die SPÖ-ÖVP-Steinzeit darf nicht zurückkehren.
ÖSTERREICH: Aber wie bewerten Sie das Verhalten der SPÖ?
Glawischnig: Mich hat diese alte Machtarroganz sehr irritiert. Allein schon, wenn der Bürgermeister sagt: "Ich weiß den Wahltermin, sag ihn euch aber nicht." Ich denke, dass diese Allüren sehr schlecht ankommen.
ÖSTERREICH: Aber Sie machen doch dabei mit, solange die Grünen in dieser Koalition sind.
Glawischnig: Nein. Die Wiener Grünen haben sachorientiert gearbeitet. Vieles ist realisiert worden, Mariahilfer Straße, 365-Euro-Ticket. Es wäre schade, wenn es zu Ende wäre.
ÖSTERREICH: Wollen Sie angesichts der Wiener Erfahrungen weiter in die Bundesregierung?
Glawischnig: Ja, das ist schon lange mein Ziel. Unsere Chance kommt schon noch.
ÖSTERREICH: Wenn Rot-Schwarz unter 50 %fällt, gehen die Grünen einfach dazu?
Glawischnig: Ziel ist, dass diese Große Koalition die letzte ihrer Art wird. Und wir haben auch Dreierkoalitionen in den Ländern, die gut funktionieren.
ÖSTERREICH: Also Dreierkoalitionen schrecken Sie nicht mehr?
Glawischnig: Mittler weile nicht. Ich war da skeptischer. Es kann aber eine neue Dynamik entstehen.