Banken-Auschuss

Graf fordert Reform der Bankenaufsicht

Teilen

Ausschuss-Chef Graf fordert eine Reform der Finanz-Aufsicht. Er ortet zu viele "Spieler" und keine Koordination. Zudem hielt Graf der Ex-OeNB-Vizegouverneurin falsche Angaben bei der BAWAG-Prüfung vor.

In einer Zwischenbilanz der bisherigen Tätigkeit im Banken-Untersuchungsausschuss des Parlaments hat der Ausschussvorsitzende Martin Graf (F) eine "Reform der Finanzmarktaufsicht an Haupt und Gliedern" gefordert. Schwere Vorwürfe erhob Graf, der im Ausschuss auch FPÖ-Fraktionsführer ist, gegen die ehemalige Vizegouverneurin der Nationalbank (OeNB), EZB-Ratsmitglied Gertrude Tumpel-Gugerell. Graf hielt ihr falsche Angaben und Unvereinbarkeit betreffend einer BAWAG-Prüfung vor.

Graf sieht Unvereinbarkeit
Graf sieht eine "massive Unvereinbarkeit" darin, dass Tumpel-Gugerell in den Jahren 2000/2001 Prüfungshandlungen der Nationalbank bei der BAWAG verantwortet habe für einen Zeitraum, in dem ihr Ehemann Herbert Tumpel teilweise, nämlich bis 1997, Aufsichtsratspräsident der BAWAG war. Sie hätte sich laut Graf in ihrer Funktion vertreten lassen müssen.

Weiters wirft Graf der ehemaligen Nationalbank-Direktorin vor, sie habe vor dem Unterausschuss des Rechnungshofausschusses ausgesagt, dass sie darauf gedrängt habe, eine BAWAG-Prüfung vorzuverlegen. Stattdessen habe sie sich jedoch für eine Verschiebung nach hinten bzw. den Ersatz einer Bank-Prüfung durch ein Managementgespräch stark gemacht.

Weitere Einvernahmen
Auch habe sie es als Fachkundige und Mitglied einer Expertenkommission zur Bankenaufsicht unterlassen, beim Abliefern des BAWAG-kritischen OeNB-Prüfberichts aus dem Jahr 2001 auf Maßnahmen zu drängen, da in dem Nationalbank-Bericht 19 Verstöße der BAWAG gegen das Bankwesengesetz aufgeführt gewesen seien. Tumpel-Gugerell hätte die damals "brustschwache FMA", die sich im April 2002 konstituierte, noch einmal extra darauf hinweisen müssen, hielt Graf ihr vor. Sie werde noch zu weiteren Einvernahmen geladen.

Politische Verantwortung bei Grasser
Finanzminister Karl-Heinz Grasser (V) trage die politische Verantwortung für den im Finanzministerium angesiedelten Teil der Bankenaufsicht, unterstrich Graf. Beim Kabinettschef von Grasser (V), Matthias Winkler, ortete er eine "politische Altersdemenz", da dieser bei seiner Befragung im Banken-U-Ausschuss 19 Mal gesagt habe, "das ist mir nicht erinnerlich". Dies werde sich der Ausschuss künftig so nicht mehr gefallen lassen.

Ungenügende Koordination
Aus dem Bankenaufsichts-"Triumvirat" von Oesterreichischer Nationalbank (OeNB), Finanzmarktaufsicht (FMA) und Finanzministerium sollte die OeNB herausgenommen werden und die Verantwortung zwischen FMA und Finanzministerium geteilt werden, forderte Graf.

"Derzeit gibt es zu viele Spieler, die sich nicht ausreichend koordinieren." Im Generalrat der OeNB säßen Bankenvertreter, die selber die Geprüften seien, sieht er strukturelle Probleme für die Aufsicht in der Notenbank. Unzufrieden zeigte sich Graf mit der bisherigen Kooperation der Behörden mit dem Untersuchungsausschuss. So seien viele Unterlagen nicht übermittelt und zu viele Stellen in übermittelten Unterlagen geschwärzt worden.

Bericht Ende März
Der Banken-U-Ausschuss hat bisher acht Ausschusssitzungen durchgeführt, in 33 Stunden wurden 22 Auskunftspersonen gehört. Bis Ende März könnte der Ausschuss seinen Schlussbericht vorlegen, hofft Graf.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.