Wahlkampf-Kommentar

Grosz: Adieu, Peter Pilz

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Gerald Grosz kommentiert das aktuelle Wahlkampfgeschehen auf oe24.at und in der Tageszeitung ÖSTERREICH.

Neue Lage, 54 Tage. Maria, der untergehende Stern der Liste Pilz, meinte doch tatsächlich in einem offensichtlichen ­Anfall geistiger Umnachtung, ihre Partei werde sich mit Sebastian Kurz niemals ins Bett legen. Abgesehen davon, dass selbst die größten Feinde des türkisen Obmannes ihm dieses zweifelhafte Vergnügen niemals wünschen würden, werden die letzten Reste des Lustgreises Peter Pilz die Gelegenheit dazu wohl auch nicht haben.

Peter Pilz, eine der schillerndsten Figuren der österreichischen Innenpolitik, der linke Gottseibeiuns des Parlaments, ist am definitiven Ende seiner politischen Karriere angelangt, seine exzentrische One-Man-Show grundelt unter der Wahrnehmungsschwelle und ist in Umfragen nicht mehr erfassbar.

"Karriere als künftiger Dauerangeklagter"

Statt sich im Jahr 2017 auf seinem Alterssitz in einer Wiener Sozialwohnung zurückzuziehen, zog es der schon von Jörg Haider zärtlich titulierte Giftpilz vor, seine einstige politische Heimat die GrünInnen zu atomisieren, um mit einem Sammelsurium an zweifelhaften GlücksritterInnen durchzustarten.

Das prophezeite Ende ist bekannt: Peter Pilz 
hatte seine Fingerlein nicht im Griff und wurde Opfer seiner Hybris, der von ihm selbst forcierten political correctness der Me-too-Bewegung. So kann die linke Gottwerdung in der Realität der menschlichen Zerstörung enden.

Nun sitzt er seine letzten Wochen im Nationalrat ab, wartet auf das Ende seiner Bezugsfortzahlung sowie seiner parlamentarischen Immunität und sieht seiner Karriere als künftig pragmatisierter Dauerangeklagter unzähliger Verleumdungsprozesse entgegen. Vielleicht erbarmt sich ja sein langjähriger Busenfreund Alexander Van der Bellen und verleiht ihm für das umfassende Lebenswerk das goldene Geweih des kastrierten Auhirschen zu Hainburg.

"Pilz hätte ein rühmlicheres Ende verdient"

Eigentlich tragisch ... selbst ich hätte ihm ein rühmlicheres Ende gewünscht, denn eines muss man bei all der berechtigten Kritik festhalten: Peter Pilz war ein ­leidenschaftlicher und sendungsbewusster Parlamentarier. Aber so ist es halt im Leben und auch in der Politik: Wer nicht mit der Zeit geht, wird mit der Zeit gegangen, wer nicht hören will, muss fühlen und wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. In diesem Sinne: adieu Peter Pilz.

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