"Kämpfe gegen die 30 Monate"

Hochegger über das Schock-Urteil

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Lobbyist im Telekom-Prozess verurteilt: "Lasse mir das nicht gefallen."

Samstag, 0.15 Uhr, im Großen Schwurgerichtssaal, Wien. Nur eine Handvoll Journalisten harrt aus, als Richter Michael Tolstiuk nach 15 Stunden Verhandlungsmarathon die brutalen Urteile im Telekom-IV-Prozess ausspricht.
Sein Paukenschlag passt zur Geisterstunde: Lobbyist Peter Hochegger kassiert als Beitragstäter zur Untreue und wegen falscher Zeugenaussage 2,5 Jahre unbedingt. Ex-BZÖ-Abgeordneter Klaus Wittauer (24 Monate, drei unbedingt, er war teilweise geständig), der BZÖ-nahe Werber Kurt S. (30 Monate, davon 5 unbedingt) sowie Christoph P., vormaliger Pressesprecher von Ex-Ministerin Karin Gastinger (24 Monate, 8 unbedingt), fassen jeweils teilbedingte Freiheitsstrafen aus.

Nur Ex-Telekom-Vorstand Rudolf Fischer wird freigesprochen, das Urteil treibt ihm Tränen in die Augen. Der Knalleffekt: Das BZÖ muss eine Strafzahlung von 960.000 Euro leisten. Alle Urteile sind nicht rechtskräftig, für die Genannten gilt daher weiter die Unschuldsvermutung.

Hochegger: Nach Urteil Entspannung in Brasilien
2006 soll die Telekom 960.000 Euro dem BZÖ zugeschanzt haben. Das Geld soll über zwei Agenturen von Hochegger mittels Scheinrechnungen überwiesen worden sein, so der Vorwurf.

Beim Urteil herrscht Totenstille, Hochegger zuckt leicht. Nach Prozessende ist er der einzige Beschuldigte, der mit Journalisten redet, die anderen eilen hastig aus dem Saal.

„Ich war nicht bei dieser Sache beteiligt.  Ich kämpfe um meinen Ruf, das lasse ich nicht auf mir sitzen“, sagt er zu ÖSTERREICH (siehe Interview unten).

Der Lobbyist kündigt an, sich „jetzt einmal zurückzuziehen und zu entspannen.“. Er wird das wohl in Brasilien, im kleinen Fischerdorf Parajuru, tun. Dort hat er sich eine kleine Luxusvilla am Meer angeschafft. „Ich habe vor, Weihnachten nach Brasilien zu fahren. Es ist ein schöner Kontrast zu Europa. Da ist wirkliche Natur, herrlich“, kündigte er gegenüber ÖSTERREICH vor Wochen an.

Das Interview nach dem Schock-Urteil

Peter Hochegger: "Ich kämpfe um meinen Ruf"

ÖSTERREICH: Herr Hochegger, Sie sind zu 30 Monaten unbedingter Haftstrafe verurteilt worden. Ihre erste Reaktion auf diesen Schuldspruch?
Peter Hochegger: Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Ich verstehe nicht, wie der Richter so ein Urteil aussprechen konnte. Es ist aber so und ich kann es nicht ändern.

ÖSTERREICH: Das Gericht hat Sie am härtesten von allen Angeklagten bestraft. Stecken Sie tatsächlich hinter den Geldflüssen an das BZÖ?
Hochegger: Nein. Mein Problem ist, dass der eigentlich Schuldige der Kronzeuge Gernot Schieszler ist. Und er hat mich im Prozess angepatzt, um sich und seinen Freund Klaus Wittauer zu schützen. Der Richter und der Staatsanwalt haben Gernot Schieszler geglaubt. Sie müssen den ersten Kronzeugen ja schützen.

ÖSTERREICH
: Sie sind sich also keiner Schuld bewusst?
Hochegger: Ich habe es vor Gericht schon während der Verhandlung gesagt: Ich war nicht an dieser Sache beteiligt. Ich hatte kein gutes Verhältnis zum BZÖ, wieso hätte ich das dann tun sollen?

ÖSTERREICH: Wie wollen Sie nun weitermachen?
Hochegger: Ich kämpfe auf jeden Fall um meinen Ruf. Das lasse ich nicht auf mir sitzen. Jetzt werde ich mich aber erst mal zurückziehen und entspannen.

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