Der ehemalige Bundeskanzler erlitt aber eine empfindliche Niederlage.
Jetzt soll es also mit Kern als Spitzenkandidat bei der EU-Wahl weitergehen. Der bisherige SPÖ-Chef hat eine ganz gute Wahl-Bilanz. Viermal stand ein Plus vor dem Wahlergebnis, aber gerade die wichtigste Wahl wurde verloren: Bei der Nationalratswahl 2017 musste sich Kern dem neuen ÖVP-Chef Sebastian Kurz geschlagen geben. Die SPÖ verlor Platz 1, den sie seit 1970 mit Ausnahme nur der Periode von 2002 bis 2006 innehatte. Aber die ersten vier Landtagswahlen unter der türkis-blauen Bundesregierung brachten zwei Erfolge und einen Triumph.
Bei den Wahlen in Niederösterreich, Tirol und Kärnten gelang der SPÖ heuer ein Zuwachs im Stimmenanteil. Über ein Plus freuen konnten sich die Sozialdemokraten - mit nur zwei Ausnahmen - zuletzt in der ersten schwarz-blauen Periode von 2000 bis 2006. Nach der Wiederbelebung der Großen Koalition rutschte die SPÖ bei fast allen Wahlen immer tiefer ins historische Tief. In den acht Jahren unter Parteichef Werner Faymann finden sich in der Liste der SPÖ-Resultate nur zwei Zuwächse: ein großer bei der Kärnten-Wahl 2013 und ein schwacher bei der EU-Wahl 2014.
Niederlage trotz Prozent-Plus
Kern startete seine Wahl-Bilanz zwar mit einem Plus - nämlich um 0,04 Prozentpunkte bei der Nationalratswahl 2017. Aber das war zu wenig, um Platz 1 zu halten. So kam es wieder zur ÖVP-FPÖ-Koalition - und zu Zuwächsen für die SPÖ: In Niederösterreich konnten sich die SPÖ heuer im Jänner über ein Plus von 2,4 Punkten, in Tirol im Februar über +3,5 Punkte freuen. In Kärnten gelang Landeshauptmann Peter Kaiser ein Triumph: Er holte sich mit einem neuerlichen Zuwachs von 10,8 Punkten fast die Absolute.
Dass diese Erfolge nicht nur dem Bundes-Oppositionsbonus zu verdanken waren, zeigte sich im April in Salzburg: Dort erlitt die SPÖ mit Walter Steidl wieder ein deutliches Minus von 3,8 Prozentpunkten - und kam somit nicht, wie erhofft, in die Landesregierung zurück. Aber sie hielt sich auf Platz 2 vor der FPÖ, wie auch in Tirol und Niederösterreich. Das ist zwar auch in den Bundes-Umfragen - wie schon bei der Nationalratswahl - der Fall, aber der Abstand zur ÖVP hat sich bisher nicht verringert.