Nur stadtauswärts & bis Ende August:

Grüne eröffnen ''Pop-up-Radweg'' auf Praterstraße

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Rechte Fahrspur in Richtung Wiener Praterstern nun für Radler reserviert

Auf der Praterstraße gibt es mit heute, Donnerstag, Wiens ersten "Pop-up-Radweg" - allerdings nur stadtauswärts: Die Fahrspur wurde für den Autoverkehr gesperrt und ist nun für Biker reserviert. Stadteinwärts steht nach wie vor nur der schon bestehende Radstreifen neben dem Gehsteig zur Verfügung. Die Maßnahme ist vorerst bis Ende August befristet, sagte Verkehrsstadträtin Birgit Hebein (Grüne).

Für den temporären Radweg wurden über Nacht eigene Markierungen angebracht. Eine orange Linie trennt die rechte Fahrspur Richtung Praterstern, die nun von Radfahrern benutzt werden kann, vom Rest der Fahrbahn. Die "Pop-up-Bikelane" ist zudem mit orangefarbenen Rad-Piktogrammen gekennzeichnet. An neuralgischen Punkten wurden außerdem sogenannte Leitbaken aufgestellt.

Hebein bekräftigte bei der offiziellen Eröffnung am Vormittag, dass der Radfahreranteil in Corona-Zeiten stark gestiegen sei. So passierten etwa in der Kalenderwoche 17 - also im Zeitraum vom 20. bis zum 26. April - 34.000 Radler allein die Zählstelle Praterstern. Das sei ein Anstieg von zwei Drittel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

"Die Coronakrise hat uns gezeigt, wie wichtig der öffentliche Raum ist. Wir wollen Platz für alle schaffen", erklärte die Ressortchefin. Andere Metropolen wie Berlin, Barcelona oder Madrid hätten ebenfalls schon Pop-up-Radwege geschaffen. Dass die Praterstraße nun nur in eine Richtung über einen solchen verfügt, erklärte Hebein mit entsprechenden verkehrstechnischen Prüfungen.

Gleichzeitig versprach sie: "Es wird nicht bei diesem einen bleiben." Ab 16. Mai soll die Kagraner Brücke, wo die Wagramer Straße über die Alte Donau führt, ebenfalls eine temporäre Radspur bekommen. Hier laufen noch letzte Untersuchungen. Ein Teilstück soll danach zu einem permanenten Radweg umgebaut werden, kündigte Hebein an.

Im Büro von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) wurde auf APA-Anfrage betont, dass man von Hebein am Mittwoch "kurzfristig" telefonisch über die Einrichtung des Radwegs informiert worden sei. Ludwig habe dies zur Kenntnis genommen und darauf verwiesen, dass die Maßnahme in den Verantwortungsbereich der Verkehrsstadträtin falle, hieß es. Man gehe auch davon aus, dass alle zuständigen Stellen, also etwa Bezirk und Polizei, sich positiv geäußert hätten. Als Kritik an der Vorgangsweise wolle man das nicht verstehen, wurde beteuert. Verkehrsberuhigende Maßnahmen seien prinzipiell auch im Sinn des Bürgermeisters, hieß es.

Die Stadträtin nannte die Pop-up-Maßnahme heute als nächsten Schritt zur Schaffung von mehr Platz für die Wienerinnen und Wiener. Der erste Schritt seien die temporären Begegnungszonen gewesen. Rund ein Dutzend Straßen wurden schrittweise ab Mitte April in solche umgewandelt, wobei einige besser, andere schlechter angenommen wurden. Inzwischen wurden zwei Begegnungszonen wieder aufgelassen, wie Hebein heute der APA sagte: die Rechte Bahngasse im Bezirk Landstraße sowie die Fernkorngasse in Favoriten. Alle weiteren wurden mindestens bis Ende Mai, ein Teil davon sogar bis Anfang Juli verlängert. Und einige Bezirke hätten weitere oder andere Vorschläge für temporäre Begegnungszonen eingebracht.

Die Praterstraße sorgt schon länger für politische Debatten. Schließlich soll die breite Verbindung zwischen Praterstern und Donaukanal mittelfristig saniert und dabei auch verkehrsberuhigt werden, so zumindest der Wunsch der grünen Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger. Sie wollte das Konzept dafür eigentlich im April präsentieren. Der Plan war infolge der Corona-Pandemie nicht zu halten. Wann die Pläne nun vorgestellt werden können, sei derzeit nicht abschätzbar, sagte die Bezirkschefin, die ebenfalls bei der Eröffnung teilnahm, der APA. Die Teams hätten gerade erst wieder ihre Arbeit aufgenommen.

Was den Pop-up-Radweg anbelangt, hatten ÖVP und FPÖ bereits am Mittwoch ihre Ablehnung kundgetan. Am Donnerstag meldeten sich auch die NEOS sowie die Mobilitätsclubs zu Wort. Der Vize-Klubchef der Leopoldstädter NEOS, Christian Moritz, begrüßte zwar die Maßnahme, monierte aber, dass die befristete Bikelane nur auf einer Straßenseite verläuft. Er forderte zugleich die Verlegung des Umgestaltungskonzepts für die gesamte Straße.

Der ARBÖ ging mit der Maßnahme scharf ins Gericht. "Das, was derzeit im Wiener Verkehrsressort Tag für Tag passiert, ist an Realitätsverweigerung, Provokation und Planlosigkeit nicht mehr zu überbieten. Zuerst die leeren Begegnungszonen und jetzt ein Pop-up-Radweg auf der ohnedies bereits verstopften Praterstraße sind nicht mehr als teure ökoromantische Träumereien und haben mit nachhaltigen Verkehrslösungen für eine moderne Stadt nichts zu tun", ärgerte sich ARBÖ-Landesgeschäftsführer Günther Schweizer in einer Aussendung.

Gegenteiliger Meinung ist der Verkehrsclub Österreich. "Die Covid-19-Pandemie hat deutlich vor Augen geführt, wie wenig Platz den Fußgängerinnen und Fußgängern sowie dem Radverkehr in Wien gegeben wird. Dass nun in der Praterstraße der erste Pop-up-Radweg Wiens eröffnet wird, ist erfreulich und ein erster Schritt in die richtige Richtung", meinte VCÖ-Sprecher Christian Gratzer in einer Aussendung.
 

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