Protokoll von Prölls-Rücktrittstag. Wen Pröll anrief, wer ihn beriet.
Ab 6.50 Uhr telefonierte Josef Pröll mit Onkel Erwin, um 8 Uhr mit Faymann. Das Protokoll des Pröll-Rücktritts. Ein Fotograf hielt die dramatischen Stunden fest.
Dienstagmorgen
Familie Pröll sitzt diesmal besonders zeitig am Frühstückstisch in ihrer Wohnung in Wien-Währing. Es ist der Tag des Rücktritts aus "allen meinen politischen Funktionen". Ein Paukenschlag nach seinem lebensgefährlichen Lungeninfarkt vom 17. März. Noch weiß außerhalb des Freundeskreises und Politzirkels aber niemand davon.
6.35 Uhr: Abfahrt von Wohnung
Um 6.35 Uhr steigt Josef Pröll in seinen Dienst-BMW und lässt sich von seinem Chauffeur ins Finanzministerium fahren.
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Alle glauben, er ist auf Reha. Tatsächlich sitzt Pröll ab 6:45 Uhr in seinem Büro im 6. Stock des Finanzministeriums in Wien-Landstraße.
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Mit VP-General Kaltenegger. Er muss VP-Sonderparteivorstand vorbereiten.
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Pröll bespricht mit Maria Fekter über die VP-Zukunft
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Josef Pröll ruft SP-Kanzler Faymann an – zum ersten Mal seit drei Wochen.
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Josef Pröll informiert seine Mitarbeiter.
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Pröll zischt in den Redesaal. In der Hand hält er das Manuskript seiner letzten Rede.
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Medienansturm: Pröll berichtet im Finanzministerium gefasst von seinem Rücktritt.
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Am Ende seiner Rede sieht man Pröll die Rührung an.
6.45: Ankunft im Büro
Der VP-Vizekanzler kommt in sein Büro (6. Stock) in der Hinteren Zollamtsstraße 2b in Wien-Landstraße: Sein Kabinettschef Martin Hauer und sein Pressesprecher Daniel Kapp warten bereits auf ihn. Pröll trägt schwarzen Anzug, eine rosa-blaue Krawatte.
6.50: Telefonat mit Erwin
Josef Pröll greift erstmals an diesem Tag zum Telefon, ruft seinen Onkel, NÖ-VP-Landeshauptmann Erwin Pröll, an. Die zwei führen ein emotionales Gespräch
.
7.02: Kaltenegger und Fekter
VP-General Fritz Kaltenegger kommt zu Pröll. Um 7.10 Uhr stößt Innenministerin Maria Fekter dazu. Anschließend telefoniert der Noch-VP-Chef mit allen seinen Landeschefs, Ministern und Bündechefs.
8.00: Telefonat mit Kanzler
Pröll ruft nun – zum ersten Mal nach über drei Wochen – SP-Kanzler Werner Faymann an, um ihn über seinen Abschied zu informieren. Unmittelbar nach diesem Telefonat lässt Pröll seine Mitarbeiter nun auch offiziell zur Pressekonferenz mit ihm einladen.
8.15: Redevorbereitung
Mit seinen Mitarbeitern Hauer, Kapp und dem zweiten Pressesprecher Harald Waiglein bespricht er noch einmal seine Rücktrittsrede.
9.00: Mitarbeiter
Der 42-jährige VP-Vizekanzler ruft nun alle seine Mitarbeiter und versichert besonders den Sekretärinnen: "Es wird für alle gesorgt werden. Niemand wird hier auf der Strecke bleiben." Alle Mitarbeiter wirken extrem betroffen.
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9.30: Livestream
Mit dem engsten Stab bespricht er nochmals seinen Auftritt, lässt sich die Vorbereitungen für den Livestream seiner Pressekonferenz zeigen. Alles ist inszeniert wie bei Obama. Prölls geniales Team hat sogar einen eigenen Fotografen engagiert.
11.00: Pröll steigt in den Aufzug
Der Finanzminister fährt mit dem Lift ins Erdgeschoss, schießt zum Stehpult im Peter-Quantschnigg-Saal. Pröll klammert sich ans Pult. Der Vizekanzler wirkt souverän, als er erklärt, warum er jetzt abtreten will. Nach neun Minuten zieht er ab – so schnell, wie er gekommen war.
12.00: Essen
Pröll geht mit allen seinen Mitarbeitern zum Stadtwirt essen. Danach spaziert er zu Werner Faymann ins Kanzleramt, um sich zu verabschieden.
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Mit Pröll scheide "ein absoluter Voll-Profi aus der österreichischen Politik".
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"Mein Neffe ist ein großes Talent auf politischer Ebene gewesen. Mit überdurchschnittlichem Einsatz habe Josef Pröll in den vergangenen zweieinhalb Jahren mit allen Krisen größeren Schaden von Österreich abgehalten".
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"Ich bin sicher, dass er diesen Schritt wohl überlegt und seine Entscheidung nicht leichtfertig getroffen hat."
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"Ein Politiker geht, ein Freund bleibt."
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"Ich bedauere die Umstände, die Josef Pröll zu diesem Schritt veranlasst haben. Es ist aber auch Ausdruck seiner inneren Freiheit und Stärke."
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"Ich habe vollstes Verständnis und Respekt für die Entscheidung des ÖVP-Obmanns. Die Erklärung Prölls habe großes Format gehabt."
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"Mich macht das traurig, dass jemand in diesem Alter aus der Politik ausscheidet, weil er gesundheitsmäßig so schwer erwischt worden ist. Mir tut das wirklich leid."
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Der Kanzler betont die "besonders gute Zusammenarbeit" und geht davon aus, dass sein "freundschaftliches Verhältnis" zu Pröll bestehen bleibt.
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"Seit einigen Wochen ist unvermeidlich gewesen, dass Pröll sein Amt abgibt. Für mich ist das ein Zeichen einer gewissen Orientierungslosigkeit in der ÖVP."
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"Mit Pröll verlässt ein großes politisches Talent die Bühne. In der ÖVP sei weit und breit niemand zu sehen, der in Prölls Fußstapfen treten könnte."
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"Wäre ich seine Frau gewesen, hätte ich Pröll wohl auch zum Rücktritt geraten."
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"In erster Linie wünsche ich Dir, lieber Sepp, gute Genesung und baldige Besserung und hoffe, dass Du Deine politische Erfahrung auch zukünftig für Österreich zur Verfügung stellen wirst."
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"Ich wünsche Josef Pröll für seine Zukunft alles Gute und eine baldige Genesung."
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"Mit Respekt vor der Person von Josef Pröll, seiner persönlichen Entscheidung und seiner heutigen Erklärung halte ich fest:
Es hat bis dato keinerlei Vereinbarung über einen Eintritt oder eine Beschäftigung von Josef Pröll bei Raiffeisen gegeben."