Staatsschuldenausschusschef Felderer fürchtet, dass die geplante Entlastung um drei Mrd. Euro nicht drin ist, wenn jetzt nicht fest gespart wird.
Trotz der stark sprudelnden Steuereinnahmen könnte der Regierung bis 2010 das Geld für die Steuerreform ausgehen. Davor warnt der Präsident des Staatsschuldenausschusses, Bernhard Felderer. Der Grund sind neue Ausgaben, etwa für Pensionisten, Pflege, Mindestsicherung, Lehrer und die drohende Konjunkturabschwächung.
Unabsehbare neue Ausgaben
Die Steuereinnahmen sind von
Jahresanfang bis inkl. Oktober um 2,6 Mrd. Euro auf 50,8 Mrd. Euro gewachsen
(plus 5,5 Prozent). Besonders stark ist der Anstieg bei der
Kapitalertragssteuer auf Zinsen, der Körperschaftssteuer auf
Unternehmensgewinne und bei der Lohnsteuer. Der EU-Beitrag ist übrigens um
16 Prozent gesunken. Gleichzeitig erinnert Felderer aber an die von der
Regierung beschlossenen Zusatzausgaben in nicht absehbarer Höhe.
Ohne Sparen keine Steuerreform
"Wir haben sehr hohe
Steuereinnahmen, aber leider wachsen auch die Ausgaben stark, so dass wir
die Konjunkturdividende verbrauchen und was für die Steuerreform 2010
ansparen sollten", so der Wirtschaftsforscher vom Institut für Höhere
Studien. Die geplante Steuersenkung um drei Mrd. Euro bei gleichzeitigem
Nulldefizit hält Felderer nur für möglich, wenn die Regierung sich bei
weiteren Ausgaben zurückhält und wenn zweitens ein Konjunktureinbruch
ausbleibt.
Bundesländer zu großzügig
Hart ins Gericht ging
Felderer mit den Bundesländern, die ihre im Stabilitätspakt vereinbarten
Überschüsse in den vergangenen Jahren nicht erbracht haben. Vereinbart war
ein Plus zwischen 0,5 und 0,75 Prozent des Bruttoinlandsprodukts -
tatsächlich erreicht haben die Länder nur 0,3 Prozent 2005 und 0,1 Prozent
2006. Heuer sollen es 0,4 Prozent werden.
Staatsreform stagniert
Felderer fordert nicht nur von den Ländern
Einsparungen. Er kritisiert auch, dass die Staatsreform-Arbeitsgruppe noch
keine Neuregelung der Kompetenzverteilung von Bund und Ländern vorgelegt
hat: "Die Reformen stagnieren, es gibt keine Fortschritte."
Pensionen problematisch
Außerdem warnt Felderer vor einem
Aufweichen der Pensionsreform der alten Regierung. Zum Beispiel missfällt
ihm der Abschied vom Prinzip, dass die Pensionen nur im Ausmaß der
Inflationsrate angehoben werden. Auch die jüngste sozial gestaffelte
Pensionserhöhung lobt er nicht. Die Besserverdiener hätten keinen Anreiz
mehr, ins Sozialsystem mehr einzahlen, ohne mehr herauszubekommen: "Wir
gehen in Richtung Einheitspension."
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Steuereinnahmen Jänner bis Oktober 2007
Steuerart |
2006 |
2007 |
Einkommenssteuer |
1.569,8 |
1.607,4 |
Lohnsteuer |
14.720,0 |
15.908,2 |
Kapitalertragssteuer |
584,3 |
740,7 |
Körperschaftssteuer |
3.679,9 |
4.386,7 |
Umsatzsteuer |
16.688,1 |
17.184,9 |
Tabaksteuer |
1.065,1 |
1.105,5 |
Mineralölsteuer |
2.646,8 |
2.702,9 |
Normverbrauchsabgabe |
412,5 |
388,3 |
Energieabgabe |
519,4 |
603,2 |
Erbschafts- und Schenkungssteuer |
109,1 |
132,8 |
Bruttogesamteinnahmen |
48.151,4 |
50.793,1 |
Überweisungen an Länder |
14.274,1 |
15.486,0 |
EU-Beitrag |
1.893,3 |
1.591,1 |