Studentenproteste

Uni-Leitung sprach mit "Privatpersonen"

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Audimax-Besetzer waren "nicht hier, um Gespräche zu führen" - Keine Annäherung.

Zum Teil gegenseitige Wertschätzungen, aber keine Annäherung in der Sache gab es am Donnerstag bei einem Gespräch zwischen Uni-Leitung und Studentenvertretern der Uni Wien. Gleich zu Beginn betonten die Audimax-Besetzer, dass sie "nicht hier sind, um Gespräche zu führen". Man sei vom Plenum nur legitimiert, Statements abzugeben, aber keine Verhandlungen über das Ende der Besetzung zu führen, hieß es. Später wollte man sich auch nicht als Vertreter des Plenums sehen, sondern nur als "Privatpersonen", die bestimmte Punkte vorbringen,Studenten kritisierten Bedingungen des Gesprächs

An der von Security-Kräften überwachten Veranstaltung im Juridicum nahmen neben Rektor Georg Winckler, Uni-Rats-Vorsitzendem Max Kothbauer und Senats-Vorsitzendem Helmut Fuchs Hörsaal-Besetzer, Vertreter von Hochschülerschaft (ÖH), Senat, Fakultäten, Studienprogrammleitungen und die Betriebsratsvorsitzenden teil. Sowohl Besetzer als auch ÖH-Vertreter kritisierten die Struktur der für zwei Stunden anberaumten Veranstaltung. Diese sei zwar "für die Verhältnisse der Uni-Leitung" ein breites Forum, positiv sei auch die Live-Übertragung per Webstream. Allerdings habe man kein Mitspracherecht über Zeit, Ort und Struktur des Forums gehabt, so ein Besetzer. Wenn über ein Ende der Proteste geredet werden soll, müsse die Uni-Leitung ins Audimax oder einen anderen großen Hörsaal kommen - dies sei ja auch an anderen Unis möglich gewesen. Die Besetzer wollen unter anderem alle Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren abschaffen sowie die völlige Gleichstellung Behinderter umsetzen - ihre Aktionen verstehen sie als "Rundumschlag" gegen die Politik, Bildungspolitik und gesellschaftliche Probleme.

Einigkeit in puncto Betreuung
Einigkeit bestand darin, dass die Betreuungsverhältnisse in manchen Fächern der "ganz große wunde Punkt" sind, so Vizerektorin Christa Schnabl. Umgekehrt gebe es aber auch in Fächern mit guter Betreuungsrelation zum Teil hohe Drop-Out-Raten. Die ÖH-Vorsitzende der Uni Wien, Flora Eder, kritisierte die "Massenabfertigung vor allem im Eingangsbereich der Studien" - es brauche mehr Lehrveranstaltungen und mehr Geld. Kleiner Seitenhieb: Die Uni-Leitung habe in den letzten Wochen durchaus bewiesen, dass es möglich sei, zusätzliche Räume aufzustellen.

Auch Winckler und Kothbauer konzedierten schlechte Betreuungsrelationen. Die Maturantenzahlen würden aber steigen, während das Budget der Unis in keiner Weise damit Schritt halte, so Kothbauer. Winckler betonte wiederum, seit Jahren zu den vehementesten Kritikern des Uni-Budgets zu zählen. Man habe die Zahl der Lehrveranstaltungen in den vergangenen Jahren um 15 Prozent gesteigert, was zugegebenermaßen zu wenig sei - es gebe aber "enge finanzielle Grenzen".

"Totale Verschulung"
ÖH-Chefin Sigrid Maurer kritisierte die "massive Überfüllung der Studienpläne" und die "totale Verschulung". Der Platz für kritische Lehre sei völlig gestrichen worden. In diesem Punkt signalisierte Fuchs Entgegenkommen des Senats: Man habe vielleicht zu viele Voraussetzungsketten (Prüfungen, deren Bestehen Voraussetzung für das Antreten zur nächsten sind, Anm.) etabliert - hier müsse man sich zusammensetzen und dies überprüfen.

"Bei uns ist Hochwasser"
Weiterer Kritikpunkt der Studentenvertreter war die mangelnde Mitbestimmung. "Im Senat ist man als Studierendenvertreter oft darauf beschränkt, sich den Mund fusselig zu reden und nicht frustriert zu werden", so Eder. Weniger im Mittelpunkt stand dagegen das Bologna-System - was auch nicht unbedingt nötig war. "Wir haben keinen Bachelor, aber bei uns sitzen die Studenten auch am Boden", meinte Jus-Dekan Heinz Mayer. Trotzdem müsse man die Politik fragen, warum die Bologna-Struktur für alle Studienrichtungen und alle Unis gelten solle. Der Bologna-Prozess sei in Europa unverbindlich, werde aber im Inland von der Politik kompromisslos eingefordert. Zusätzliches Geld für die Unis könne grundsätzlich auch kein Problem sein: "Bei Hochwasser gibt's auch Geld - und bei uns ist Hochwasser."

Die Veranstaltung soll übrigens eine Fortsetzung erfahren. Am 26. November, also am Tag nach den Hochschuldialogen, sollen deren Ergebnisse besprochen werden.

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