Unterrichtsministerin: "Brauchen Bildungsreform auch an Unis".
Ein schwaches Zeugnis hat Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) am Donnerstag dem österreichischen Hochschulsystem ausgestellt: Zu wenige Studenten, zu wenige Absolventen, schlechte Studienbedingungen in manchen Fächern und soziale Selektion. Kurz: Den Unis "geht es schlecht", so Schmied bei der Präsentation der SP-Position für den kommende Woche geplanten "Hochschuldialog". Die Voraussetzungen für eine Reform sind für Schmied dieselben wie im Schulbereich: mehr Geld und Strukturreformen, und zwar im Rahmen des bundesweiten Hochschulplans. "Wir brauchen eine Bildungsreform auch an den Universitäten."
Hier sieht sie den Finanzminister und den Wissenschaftsminister gefordert, das Ziel einer Anhebung des Hochschulbudgets auf zwei Prozent des BIP bis 2020 umzusetzen. "Dafür braucht es einen Masterplan", so die Ministerin, nämlich den bereits im vergangenen wie im aktuellen Regierungsprogramm vereinbarten österreichischen Hochschulplan. "Jetzt bin ich einmal in der Position und sage: Hier brauche ich ein Gesamtkonzept", so Schmied in Anspielung auf VP-Kritik an ihrer Bildungsreform. Eine Schelte gab es in diesem Zusammenhang für den scheidenden Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP). "Bei aller persönlichen Wertschätzung "muss ich sagen: Hier ist er säumig gewesen".
Bekenntnis zum offenen Hochschulzugang
Die Ministerin betonte
erneut das Bekenntnis der SPÖ zum offenen Hochschulzugang: "Jeder Student,
der leistungsfähig und leistungswillig ist", habe Anspruch auf einen guten
Studienplatz in Österreich. Das bedeute für sie auch, dass in Massenfächern
jeder Student, der die geplante Studieneingangsphase mit einer Dauer von ein
bis zwei Semestern positiv absolviert, weiterstudieren kann. Das System
"darwinistischer Knockout-Prüfungen" müsse ein Ende haben. Sie besteht
allerdings auf Sonderregeln für "berufsorientierte Studien" wie
Fachhochschulstudien oder die Lehrerausbildung, "hier geht es ganz stark um
soziale Kompetenz und ein sehr konkretes Berufsbild". Die Aufnahmeverfahren
sollen aber auch hier nicht aus punktuellen Prüfungen bestehen, so Schmied.
Schmied fordert Strategie im Umgang mit Numerus-Clausus-Flüchtlingen
Auch
eine Strategie im Umgang mit deutschen Numerus-Clausus-Flüchtlingen, die an
österreichischen Hochschulen studieren, muss laut Unterrichtsministerin
Claudia Schmied im Hochschulplan enthalten sein. Es sei "himmelschreiend
ungerecht", wenn die Kinder von österreichischen Steuerzahlern aufgrund
eines überproportional hohen Anteils von Studenten aus anderen EU-Ländern,
vor allem aus Deutschland, schlechte Studienbedingungen vorfänden. Der
künftige Wissenschaftsminister müsse daher in bilateralen Verhandlungen und
auf EU-Ebene nach einer Lösung suchen, anzustreben seien Ausgleichszahlungen.
Schmied schließt Wiedereinführung von Studiengebühren aus
Die
Wiedereinführung von Studiengebühren, um deutsche Studenten "abzuwehren",
schloss Schmied weiter aus. Diesem Argument könne sie "nicht folgen". Es
dürfe "keine finanziellen Barrieren" geben, betonte auch
SP-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl. Die SPÖ will unterdessen das
Stipendiensystem "durchleuchten" und v.a. Verbesserungen für Studenten aus
einkommensschwachen Familien, berufstätige Studenten und solche mit Kindern
durchsetzen.
Bologna-Prozess soll "durchleuchtet" werden
Ebenfalls
"durchleuchtet" werden soll der im Rahmen der Studentenproteste scharf
kritisierte Bologna-Prozess. Viele Punkte der Kritik seien berechtigt, so
Kuntzl, ein Ausstieg aus dem Prozess sei allerdings keine Option. "Sinnvoll"
sei indes "eine Reform der Reform", bei der etwa die Verschulung von Studien
zurückgenommen werden soll. Noch eine weitere Forderung der protestierenden
Studenten findet sich in dem Positionspapier, nämlich die Forderung nach
einer Redemokratisierung der Unis: Vor allem im Bereich der Studien- und
Prüfungsorganisation sollten Studenten mehr Mitsprache erhalten.
Diese im Auftrag von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) "faktenbasierten Offensivstrategie" will die SPÖ am 25. November beim Hochschuldialog vertreten, so Schmied. Schon am Tag davor findet in der Aula der Wissenschaften ein "Vorbereitungsworkshop" all jener Institutionen statt, die auch zur eigentlichen Veranstaltung geladen sind.