Der Ex-Kanzler Franz Vranitzky meldet sich zur Euro- Krise zu Wort.
ÖSTERREICH: Schlimme Länder raus aus dem Euro – wohin führt diese Debatte?
Franz Vranitzky: Wir haben seit 2008 eine Finanzkrise. Die Regierungen haben sich auf drei Dinge geeinigt: Man muss den Ländern helfen, die in Schwierigkeiten sind; schwachen Banken werden Schulden erlassen. Und es gibt Sparprogramme. Jetzt sind wir an dem Punkt, an dem es politisch schwierig wird. Und einige von der Linie abgehen wollen.
ÖSTERREICH: Also eine leichtfertige Debatte?
Vranitzky: Es gibt einen Teil der Österreicher – zum Glück eine Minderheit –, die den Schilling wiederhaben will. Der Großteil ist aber für den Euro – einen sicheren Euro. Die Herren sollen in die Bevölkerung hineinhorchen und das tun, wofür sie gewählt sind: Das Vereinbarte muss durchgezogen werden, um Sicherheit und Vertrauen in den Euro zu schaffen.
ÖSTERREICH: Sonst scheitert der Euro?
Vranitzky: Warum sollte der Euro scheitern? Er ist eine stabile Währung.
ÖSTERREICH: Soll Griechenland raus aus dem Euro?
Vranitzky: Griechenland ist klein, dieses Problem kann gestemmt werden. Ich sage dazu: Es muss auch mehr Flexibilität in den Sparprogrammen geben. Ein Land in einer Rezession kann man nur totsparen.
ÖSTERREICH: Was sagen Sie zur Bank-Lizenz für den ESM – und einen Schuldentilgungsfonds, der Staatsanleihen auflegt, um maroden Ländern zu helfen?
Vranitzky: Diese Maßnahmen müssen geprüft und gegebenenfalls auch durchgezogen werden.
ÖSTERREICH: Wie lange wird die Krise dauern?
Vranitzky: Das ist nicht in Monaten zu bemessen – eher in Jahren.