Asylkrise

Strache und die Flüchtlinge

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Wie die Asylkrise die FPÖ hochpushte

"Das Jahr 2015 wird das Jahr der FPÖ", trommelt Heinz-Christian Strache beim Neujahrstreffen in Wien. Er tut das jedes Jahr. Doch diesmal - Strache ist schon fast zehn Jahre an der Spitze der FPÖ - könnte er recht haben. Was er zu Jahresbeginn noch nicht wissen kann: Er hat 900.000 unfreiwillige Verbündete - jene Asylwerber, die im Laufe des Jahres Österreich durchqueren. 89.000 werden am Ende bei uns bleiben, darunter viele junge Männer. Sie werden Straches FPÖ schon über den Sommer 2015 unangefochten an die Spitze katapultieren und tatsächlich fast ins Bürgermeisterbüro der Bundeshauptstadt.

Immer mehr, vor allem syrische, aber auch viele afghanische Flüchtlinge kommen via Türkei, Griechenland und Balkan nach Ungarn. Die Regierung reagiert zuerst - mit Hilfsbereitschaft.

Kanzler Faymann beginnt einen Kleinkrieg mit seinem ungarischen Kollegen Viktor Orbán, weil die Flüchtlinge in Ungarn schikaniert werden. Als sich im September Tausende von Budapest in Richtung Österreich in Bewegung setzen, herrscht zunächst immer noch ein Klima der Hilfsbereitschaft. Deutschlands Angela Merkel entscheidet sich, die Flüchtlinge aufzunehmen - und so werden Hunderttausende per ÖBB, mit Autobus oder sonst wie nach Deutschland durchgeschleust.

In Spielfeld gerät die Lage außer Kontrolle


Die Lage ändert sich im Frühherbst schlagartig. Tausende kommen nun über Kroatien und Slowenien. In Spielfeld gerät die Situation außer Kontrolle: Hunderte Syrer und Afghanen machen sich zu Fuß auf den Weg Richtung Deutschland. Innerhalb weniger Tage kippt die Stimmung im Land. Es wirkt wie eine Invasion: Und Strache hat es immer schon gewusst, er verhöhnt "die Willkommensklatscher", warnt vor der fünften Kolonne, dem Islamischen Staat (IS) unter den Flüchtlingen.

In diesem Klima wählt am 11. Oktober 2015 Wien. Die Umfragen sagen ein Rennen um Platz 1 voraus. Eine ÖSTERREICH-Erhebung hat Straches Blaue im Sommer schon bei 31 %und Häupls SPÖ nur bei dramatischen 34 % gesehen. So nahe war Strache seinem Ziel wohl noch nie. Doch zu Straches Nachsehen läuft auch Bürgermeister Michael Häupl zur Hochform auf - Strache wird die Bürgermeister-Karotte schon wieder vor der Nase weggezogen. Das Ergebnis von 30,8 Prozent ist zwar das Beste, das die Blauen in der Hauptstadt jemals erreichen. Die SPÖ liegt aber bei 39 Prozent. Strache hätte jetzt natürlich gern Neuwahlen im Bund, denn sein Umfrage-Höhenflug geht weiter. ÖSTERREICH hat im Oktober die FPÖ bei 34 %, die SPÖ liegt neun Prozentpunkte dahinter. Sein Pech: Es wird eben nicht gewählt. Und als es so weit ist, hat Sebastian Kurz die ÖVP übernommen. Und das ist keine gute Nachricht für Strache.

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