Im Hintergrund

In FPÖ toben blaue Flügelkämpfe

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Vier Lager in der FPÖ werden zum zunehmenden Problem für die Blauen. Haiders langer Schatten.

Offiziell machen die Blauen auf ein Herz und eine Seele und sehen sich als Opfer der ach so bösen Medien, der politischen Konkurrenz und eigentlich von eh allen, die nicht blau sind. Im Hintergrund toben in der blauen Welt allerdings längst ausgeprägte Flügelkämpfe, die frappierend an die Zeiten von Jörg Haider erinnern. Es ist, als ob die Blauen an einem Remake von Knittelfeld arbeiten würden:

Bereits 2002 hatte – damals noch ein weitgehend unbekannter – Heinz-Christian Strache in maßgeblicher Rolle an dem FPÖ-Delegiertentreffen in Knittelfeld mitgewirkt, um das einstige blaue Regierungsteam um Susanne Riess von der Parteispitze zu stürzen und Jörg Haider auf eben dieser wieder zu installieren.

Haiders Schatten

Der gefallene Ex-FPÖ-Chef Strache scheint sich daran zu erinnern und dieses Mal in die Rolle seines Vorbilds Jörg Haider zu schlüpfen, um als „einfaches Parteimitglied“ nach wie vor die Fäden in der FPÖ zu ziehen. Und wie einst unter Haider unterstützen auch jetzt wieder erhebliche Teile der blauen Basis den „Rebellen“ gegen das Parteiestablishment – Strache-Skandale hin oder her.

Ebenso viel Beifall erhält freilich auch Ex-FP-Innenminister Herbert Kickl von Blauen. Große Teile der schlagenden Burschenschafter haben sich hinter dem Hardliner versammelt, der eine scharfe Oppositionspolitik fahren will. Dass die ÖVP Kickl als Gottseibeiuns sieht, hilft ihm in diesen Kreisen umso mehr. Sein Wahlkampfstil – frontaler Oppositionskurs – ist das, wonach dieser Flügel giert. Kickl nimmt in diesem Spiel eine ähnliche Rolle wie 2002 ein. Auch damals gehörte er – dezent im Hintergrund – zu den Hardlinern.

Hofer wird von Kickl und FP-Basis nervös beäugt

FPÖ-Chef Norbert Hofer wiederum versucht den Spagat und will sich gleichzeitig mit Strache gut stellen und die FPÖ wieder in eine Regierung führen. Der blauen Basis ist er aber „zu soft“, wie man immer wieder hören kann. Hofer wird von ehemaligen Ministern und Kabinettsmitgliedern unterstützt, die wissen, dass er ihre letzte Chance auf eine Rückkehr auf Ministerposten ist. Was ihm im Bundespräsidentenwahlkampf noch geholfen hatte – seine meist verbindliche Art –, gereicht ihm mittlerweile aber zum Nachteil.

Auch, wenn es offiziell dementiert wird, so wissen 
FPÖ-Insider freilich, dass ihn Kickl bereits seit Längerem äußerst skeptisch beäugt. Bereits während Türkis-Blau habe sich der starke Mann der Blauen, Kickl, mehrmals „darüber beschwert, dass Hofer der ÖVP zu viel zugestehe“, so FPÖler. Tatsächlich wurde Hofer von den Türkisen als Regierungskoordinator durchaus geschätzt. Lob, das Hofer in der FPÖ jetzt naturgemäß schadet. Denn die Wut auf Sebastian Kurz – in der FPÖ werfen viele den Türkisen vor, hinter den Ermittlungen gegen Strache zu stecken – ist in der Basis groß. Er nimmt in den Augen der blauen Hardliner die Rolle ein, die einst Ex-FP-Vizekanzlerin Susanne Riess hatte.

Last, but not least gibt es – diese Rolle gab es 2002 noch nicht – noch Oberösterreichs FP-Chef Manfred Haimbuchner, der mit Strache brechen will und einen „CSU-Kurs“ fahren wolle, so Vertraute des Oberösterreichers. Er dürfte mit keinem der Flügel sonderlich gut sein. Dementsprechend wenig Erfolgsaussichten hätte auch dieser Kurs in der FPÖ. Dass der FP-Parteitag am 7. September zu Knittelfeld 2 führen könnte, darf aber bezweifelt werden. Auch Knittelfeld war ein außertourliches Delegiertentreffen …

Isabelle Daniel

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