Amazonas-Brände

Wiener: Klima-Appell an Fleischesser

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Der Regenwald in Brasilien brennt – so reagiert EU-Abgeordnete Sarah Wiener:

ÖSTERREICH: Müssen wir unseren Fleischkonsum reduzieren – auch in Hinblick auf die Regenwaldbrände?

Sarah Wiener: Wir haben heute die absurde Situation, dass ein Kilo Gemüse oft teurer ist als ein Kilo Fleisch, das kostbarste Lebensmittel. Und das ist so, weil es von der Po­litik so befördert wird. Wir ­subventionieren eher billige Massenproduktion statt Nachhaltigkeit und Tierwohl. So kommt es, dass meist die Produktion in Regionen wie den Amazonas, wo die Arbeiter, der Boden und die Tiere aus­gebeutet werden, ausgelagert wird. Dort wird aufgrund steigender Nachfrage Regenwald für Weideflächen, Futteranbau und Biosprit, also Soja, gerodet – das passiert vor allem mit gelegten Bränden.

ÖSTERREICH: Sie sagen also, wer Fleisch aus Massentierhaltung kauft, macht sich mitschuldig an den Amazonas-Bränden?

Wiener: Zum Glück ist es auch an uns, zu entscheiden, was wir persönlich essen und wo wir einkaufen wollen. Doch wenn man die Frage nach der Schuld und Verantwortlichkeit stellt, muss die Antwort lauten: Die Politik sorgt derzeit nicht dafür, dass klimaschonendes Verhalten belohnt und klimaschädliches Verhalten bestraft wird. Dieses System muss dringend geändert werden. Dennoch: Ich finde, dass – in einem der reichsten Länder der Welt – man von mündigen Bürgern auch einen Teil Eigenverantwortung einfordern kann und darf.

ÖSTERREICH: Was kann jeder Einzelne tun?

Wiener: Man kann natürlich, wenn man funktionierende Ökosysteme und künftige ­Generationen unterstützen möchte, zumindest seinen Fleischkonsum einschränken und zumindest Fleisch aus der eigenen Region, am besten aus ökologischer Haltung von Familienbetrieben oder Kleinbauern, kaufen.

ÖSTERREICH: Braucht es eine Fleischsteuer?

Wiener: Ich bin nicht prinzipiell dagegen, halte es aber bloß für Kosmetik. Wie nutzt eine Fleischsteuer dem Tierwohl und der Nachhaltigkeit? Es braucht dringend eine Änderung in den Landwirtschafts­systemen. Eine bodengebunden Tierhaltung würde den Sojaimport und Gülleexport einen Strich durch die Rechnung machen.(fis)

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