oe24.TV-Kommentator Peter Westenthaler

Türkis-grünes Love Island in Austria

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Wenige Tage vor der Wahl halten die meisten Beobachter und Experten eine künftige Liaison von Kurz und Kogler nicht nur für möglich, sondern sogar für wahrscheinlich.

Kopfschütteln. Als ich bereits im Juni erstmals die Koalition zwischen Türkisen und Grünen (und vielleicht einem pinken Minister von Haselsteiners Gnaden) pro­gnostizierte, erntete ich Schmunzeln und Kopfschütteln. „Das geht sich nie aus.“

„Die können nicht miteinander“, „Kogler hat das schon ausgeschlossen“, „Die Inhalte sind zu verschieden“ – All das prasselte auf mich ein. Und heute? Wenige Tage vor der  Wahl halten die meisten Beobachter und Experten eine künftige Liaison von Kurz und Kogler und damit einen Linksruck im Lande, wenn beide zu stark werden, nicht nur für möglich, sondern sogar für wahrscheinlich. Besonders der grüne Spitzenkandidat legte in kürzester Zeit eine atemberaubende Kurve der Verhaltensveränderung hin.

Grünes Süßholz. Es dauerte nicht lange vom „mit der Kurz-Truppe niemals“ im Juni bis zu „ja wir werden mit Kurz verhandeln“ im August. Fleißig wird in den Bundesländern nach türkisem Plan grünes Süßholz geraspelt und überall an den türkis-grünen Schrauben gedreht. Artig versteckten die Grünen ihre „Politzombies“ wie Vassilakou,  Sigi „Stinkefinger“ Maurer, Reimon, Alev Korun usw. und zeigen sich neuerdings sogar beim Integrations­thema äußerst situationselastisch. Besonders erkennbar ist das Gebalze um eine künftige Regierung bei den mittlerweile sattsam ermüdenden TV-Duellen. Sind sie nicht wirklich lieb miteinander, die Türkisen, Grünen und Pinken?

RTL 2 feiert gerade Quotenerfolge mit dem Soap-Format Love Island. Darin treffen paarungswillige Singles aufeinander, deren Ziel es ist, die große Liebe zu finden und als Couple die Show zu verlassen. Es wird gekuschelt, gebusselt und umarmt.

»Love Island« heißt bei uns »Zweierduelle«

Kuscheln und Busseln. Hierzulande heißt diese TV-Soap „Zweierduelle“. Und wer hier besonders jene zwischen den künftigen Koalitionären Kurz, Kogler und Haselsteiner, nein, sorry, Meinl-Reisinger, beobachtet, sieht und spürt heftiges, verbales Kuscheln, Busseln und Umarmen. Die haben sich wirklich gefunden und bereits die künftige, linke Regierung ausgemacht! Kurz wird dann sagen, dass er es mit jenen Parteien versucht, die ihm nicht das Misstrauen ausgesprochen haben: die Pinken, die sich schon im Mai in die Arme des türkisen Messias geworfen haben, und die Grünen, die ja schon seit weiland Schüssel 2002 an dieser Koalition basteln. Medial wird dieser evidente Linksruck dann natürlich als schicke und mutige Novität abgefeiert. Wahlversprechen hin oder her. Den begonnenen Weg fortsetzen? Wer hat das gesagt? Vergessen auch die aktuelle VP-Warnung vor einer rot-grün-pinken Regierung, die sich übrigens wirklich nicht ausgeht. Grüne und Pinke dürfen nach VP-Denken nämlich nur mit Türkis, alles andere ist Pfui. So schön könnte es sein und so steht’s im Kurz’schen Drehbuch. Ob da nicht jemand die Rechnung ohne den Wirt gemacht hat? Ohne die Wähler?

Auf den Boden der Realität. In Zeiten der sich ab­zeichnenden neuen Zuwanderungswelle, die sich bereits vor unseren Grenzen aufbäumt, und in Zeiten des Abschwungs könnten die Wähler am 29. 9. die penetranten, offen zur Schau getragenen Kuschelfantasien von ­Türkis-Grün-Pink  à la Love Island rasch auf den Boden der Realität zurückholen. 

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