Endspurt

Wahlkampf-Finale in der Steiermark

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Kopf-an-Kopf Duell im Wahlkampf-Finale zwischen ÖVP und SPÖ in der Steiermark.

Am Freitag greifen Faymann, Pröll und Co. direkt in den Krimi um Platz 1 bei der Steirer-Wahl ein. Alle Parteien kämpfen bis zur letzten Sekunde.

Wahlkampfinale
Vor dem großen Wahlsonntag ist die Anspannung in der Steiermark groß: "Beim großen VP-Finale mit Josef Pröll und einem Konzert der Seer kommen die Leut' hoffentlich auch wegen mir, nicht nur wegen der Musik", scherzt ein sichtlich müder VP-Kandidat Hermann Schützenhöfer. Heute treten in der Steiermark alle Bundesparteichefs auf, um ihren Schützlingen noch zu helfen. Schützenhöfer selbst bekommt Flankenschutz von VP-Chef Pröll.

Kurz vor dem VP-Event steigt am Grazer Schloßberg das SP-Finale: Titelverteidiger Franz Voves, im Sommer in Umfragen hoffnungslos zurück, seit einer Woche wieder hauchdünn am ersten Platz, begrüßt dazu Kanzler Werner Faymann. Der SP-Chef hofft, dass Voves, der gestern noch in Mürzzuschlag um jede Arbeiterstimme fightete, seinen ersten Platz verteidigen kann – als gutes Omen für die Wiener Wahl zwei Wochen danach.

Statistik Steiermark-Wahlen 24.09.2010
© TZ Österreich

(c) TZ Österreich

FP-Chef Strache meidet das heiße Pflaster Graz
Während die Grünen heute früh mit Bundeschefin Eva Glawischnig und Spitzenkandidat Werner Kogler in ihrem Hoffnungsgebiet Graz ihr Wahlkampffinale zelebrieren, gibt es heute in der Mur-Metropole einen großen Abwesenden: Die FPÖ hatte – vor dem Eklat um das Muezzin-Spiel – noch den riesigen Keller der Brauerei Puntigam mieten wollen. Offiziell wurde das abgesagt, weil die Parteibasis gefordert hatte, dass Strache alle Wahlkreise besuchen müsse. Statt Graz stehen heute also Deutschlandsberg, Weiz und Gleisdorf am blauen Programm . Der Grüne Werner Kogler feixt: "Die FPÖ gibt den Kampf um Graz schon auf."

Womit es neben dem entscheidenden Rennen um Platz 1 zwischen SPÖ und ÖVP inoffiziell ein zweites, durchaus ebenfalls spannendes Match gibt: Wie klar liegt die FPÖ vor den Grünen – und schafft eine oder beide Parteien vier Mandate? Bis Sonntag wird noch erbittert um jede einzelne Stimme gekämpft.

 

VP-Schützenhöfer: "Sensation ist für die VP noch drin"

ÖSTERREICH: Wie bilanzieren Sie den Wahlkampf der ÖVP?
Hermann SCHÜTZENHÖFER: Vor etwas mehr als einem Jahr hätte niemand mehr einen Cent auf die ÖVP gesetzt. Jetzt sind wir offenbar ganz, ganz knapp an der SPÖ dran. Die Sensation eines ersten Platzes ist für die ÖVP durchaus noch drin, auch wenn die SPÖ Favorit ist.

ÖSTERREICH: Aber im Sommer lagen Sie noch klar voran, jetzt hat Voves stark aufgeholt, oder?
SCHÜTZENHÖFER: Ich spüre nach wie vor, dass die Menschen es zu schätzen wissen, wie wir die Steiermark wieder zur Nummer eins machen wollen. Der Titel Sensation sagt ja, dass so ein erster Platz nichts Alltägliches ist. Im Endspurt ist in jedem Wahlkampf in alle Richtungen viel möglich – vor allem, da wir innerhalb der statistischen Schwankungsbreite liegen.

ÖSTERREICH: Woher nehmen Sie den Optimismus?
SCHÜTZENHÖFER: Wir haben die Themen des Wahlkampfs geprägt, von den Green Jobs bis zu der Frage, dass Voves die Steiermark als Nr. 1 beim Wachstum übernahm – und uns auf den 6. Platz zurückfallen ließ.

ÖSTERREICH: Heißt das, dass Sie mit Voves nicht mehr können und Schwarz-Blau anstreben?
SCHÜTZENHÖFER: Mein erster Ansprechpartner nach der Wahl ist die SPÖ. Große Probleme wie die Budgetsanierung sind wohl fast nur durch eine Zusammenarbeit der Großparteien lösbar. Auch wenn ich sicher ein anderer Landeshauptmann wäre.

ÖSTERREICH:
Inwiefern?
SCHÜTZENHÖFER:Voves ist wankelmütig. Erst wollte er nicht mit mir, jetzt will er es doch wieder. Vor mir müsste sich niemand als bissiger Kommentator der Bundespolitik fürchten. Mich müsste man als Entscheider respektieren.


FP-Kurzmann: "Islam-Ärger war so geplant"

ÖSTERREICH: Mit dem Muezzin-Spiel landen Sie vor Gericht. War das nötig?
Gerhard KURZMANN: Wir haben dadurch immerhin das Spiel der Großparteien durchkreuzt. Wochenlang hat niemand über Platz eins, sondern alles über uns geredet.

ÖSTERREICH: Wie bitte? Das war so geplant?
KURZMANN: Ohne die Forderung nach einem Minarett pro Landeshauptstadt hätten wir das Spiel nicht online gestellt. Aber dann war uns bewusst, dass das bei den Jungen zum Thema wird. Dass gleich der UNO-Generalsekretär da Stellung nahm, konnten wir nicht wissen.

ÖSTERREICH: Was ist das blaue Wahlziel?
KURZMANN: Zweistellig wäre schön, eine Verdoppelung auf 9 % und ein Landesregierungssitz täten sehr gut. Schaffen wir den Wiedereinzug nicht, trete ich sofort zurück.


Kogler (Grüne): "Treiben 
FP-Gespenst aus"

ÖSTERREICH: Ihr Wahlkampf lief matt, oder?
Werner KOGLER: Dort, wo wir nicht zwischen den Millionenkampagnen der Großen zerrieben wurden, lief es gut. Ich erwarte auch, dass wir nach zehn Landeswahlen mit einem Minus erstmals wieder ein Plus haben. Das ist schon was

ÖSTERREICH: Trotzdem werden Sie hinter die FPÖ zurückfallen. Enttäuscht?
KOGLER: Das ist ja noch nicht gesagt. Wir kämpfen bis zur letzten Sekunde darum, vor der FP zu liegen – und mit vier Mandaten können wir schon mitregieren.

ÖSTERREICH: Mitregieren ist Ihr Wahlziel?
KOGLER: Nur dann, wenn die Inhalte passen. Eine Stimme für uns garantiert, dass wir das blaue Gespenst austreiben. SP und VP sagen das nicht.
 

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