Das sagt Österreich

Häupl: Vollgas oder Platz machen

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Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.

Die Wiener SPÖ steht am Tag ihres Parteitags vor den für sie niederschmetternden Zahlen der neuesten Research-Affairs-Umfrage: Danach würden derzeit gerade noch 24 % der Wiener SPÖ wählen (also nur die Hälfte von 2015), aber unglaubliche 40 % die FPÖ.

Jetzt darf man Umfragen ruhig skeptisch sehen, aber der Trend ist unübersehbar: Die Wiener sind von Rot-Grün und ihrem so beliebten Bürgermeister enttäuscht. Nur noch 25 % sind mit der Stadtpolitik zufrieden, nur noch 34 % mit dem Bürgermeister, und 46 % sagen: Wien sei "weniger lebenswert" geworden.

Der SPÖ muss klar sein: ­Diese Stadt (und diese Partei) braucht einen Neustart. Rot-Grün ist – unabhängig vom Heumarkt – gescheitert. Aus der so erfolgreichen ersten Rot-Grün-Periode ist eine jeden Bürger nervende Blockade geworden. Bei Sicherheit, Flüchtlingen, Arbeitsplatzoffensive wird Rot von Grün gelähmt. Ein längst entnervter Bürgermeister wirkt seit Monaten so, als hätte er die Lust an der Politik verloren. Keiner kann’s ihm verdenken.

Die Wiener freilich wollen keinen grantigen Chef, sondern wieder Dynamik in dieser wunderbaren Stadt. Wie bei Zilk und Häupl anno dazumal.

Entweder Häupl gibt noch einmal Vollgas – ohne Grant, aber wohl auch ohne Grüne. Zum Beispiel in einer Aufschwungs-Koalition mit ÖVP und Neos. Ein Häupl mit Power sowie Kraft und Lust (!) auf Neustart wäre großartig. Nur: Will er das noch?

Alternative: rasche Übergabe. Bestens geeignete Nachfolger gibt es: Michael Ludwig wäre der volksnahe Typ, Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky wäre die junge Variante, ein roter Kurz. Beide gemeinsam wären ein Super-Tandem für diese Stadt. Man sollte sie endlich neu starten lassen.

Ob es eine gute Idee ist, mit dieser kaputten und zerstrit­tenen SPÖ ohne Neustart in Wahlen zu gehen, darf bezweifelt werden. Die SPÖ muss aufpassen, dass sie nicht ihr eigenes Begräbnis beschließt.

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