Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Dieser Wahlkampf ist ein TV-Wahlkampf – schon alleine deshalb, weil alle Parteien pleite sind, sich Plakate und Inserate kaum noch leisten können, TV-Duelle aber einen Charme haben: Sie sind gratis!
Das Auffallendste ist: Alle Parteien haben telegene Spitzenkandidaten – jede(r) der sechs ist kompetent, souverän, charmant und eigentlich sympathisch.
Überraschenderweise ist diesmal der TV-Gewinner – bisher – der Ex-Kanzler: Sebastian Kurz hat bisher eine fehlerlose Performance geliefert. Dienstag im ORF war er sogar offensiv und nicht mehr wie zu Beginn des Wahlkampfs defensiv. Laufen die TV-Duelle so weiter, wird Kurz Richtung 40 % zulegen.
Sehr sympathisch und menschlich bisher auch Pamela Rendi-Wagner – ein TV-Talent. Ihr Manko: Bisher zu wenig angriffig, gegen Kurz muss sie attackieren. Aber auch Rendi wird mit ihrer TV-Performance zulegen.
Norbert Hofer konnte bisher Nice-Guy-Image und Charme noch nicht so ausspielen – da ist noch Luft nach oben. Aber er war Dienstag der Held, als er trotz 39 Grad Fieber allen Paroli bot. Deshalb wird auch Hofer in den TV-Duellen eher zulegen – obwohl der wortgewaltige Kickl vielleicht die Wähler besser mobilisieren könnte.
Klarer Gewinner der TV-Duelle ist auch Peter Pilz – schon alleine, weil er hier auf allen Sendern eine stundenlange kostenlose Bühne für seine Enthüller-Angriffe hat. Und weil Pilz ein Medien-Genie ist. Sollte er es doch noch auf mehr als 4 % schaffen, verdankt er das eindeutig den TV-Duellen.
Eher enttäuschend bisher die TV-Stars der EU-Wahl
Werner Kogler, der grüne Turbo des 14-%-Erfolgs, wirkt diesmal etwas müde – und das merkt man im TV besonders stark. Kogler muss wieder spritziger, witziger, origineller werden – so wie im Mai.
Und Beate Meinl-Reisinger wirkt etwas zu routiniert, zu sachlich, zu streng – ihr fehlt ein wenig vom jugendlichen Charme, mit dem Claudia Gamon im EU-Wahlkampf gepunktet hat.
Fazit: Es gibt noch keinen Verlierer – nur Gewinner. Niemand wurde bisher ausgeknockt. Und alle sechs sind so gut, dass es fast schon fad wird …
