Ein Zwergstaat macht die EU lächerlich …
Der Zypern-Krimi ist eigentlich eine Tragikomödie. Ein Zwergstaat, den niemand in der EU braucht, reitet wieder einmal die gesamte Eurozone in die Krise.
Die Zypern-Posse zeigt in Wahrheit die Krise unserer EU-Politik.
Erstens: Die EU-Spitze hat jahrelang zugeschaut, wie die Schlitzohren auf Zypern eine Schwarzgeld-Oase errichtet und ihre Banken zu Casinos gemacht haben. Es gab keine Strafe, kein Verfahren.
Zweitens: Völlig richtig haben die EU-Finanzminister nach langem Dauerschlaf beschlossen, Zypern nur dann vor der Pleite zu retten, wenn die Banken einen Anteil an der Sanierung leisten. Doch die Lösung wurde nicht professionell ausverhandelt, sondern den Chaospolitikern auf Zypern überlassen, die sie verstümpert haben.
Drittens: Damit erlebt die EU ihr Déjà-vu. Wieder stürzt ein Staat ins Chaos. Und wieder geht ein monatelanges Gewurstel los, das den Euro-Aufschwung ruiniert.
Sicher wird niemand Zypern pleitegehen lassen – und wir zahlen!
Zypern zeigt: Die EU-Politiker haben ihre Lektion noch immer nicht gelernt. Selbst beim Zwerg Zypern fehlt der Mut zu klaren Entscheidungen. Es wird gewurstelt, alles auf Sankt Nimmerlein verschoben. Die Folge: Aus einer Zwergerl-Krise wird ein europaweites Problem.
Das Vertrauen der Sparer in die Banken geht kaputt, das Vertrauen der Märkte in den Euro schwindet – statt Aufschwungs-Optimismus gibt es wieder Krisen-Gejammere.
Letztlich wird natürlich niemand Zypern pleitegehen oder es an die Russen fallen lassen. Heißt: Wir dürfen wieder blechen – und kriegen als Dank die nächste Euro-Krise.
Meinung an: wolfgangfellner@oe24.at