Kann sich neu gewählte EU-Kommissionspräsidentin behaupten?
Keine Frage: Die Umstände, unter denen Ursula von der Leyen zur Kandidatin für das Amt der Kommissionspräsidentin wurde, waren alles andere als positiv. Die Europäer haben die EU-Packeleien der Staats- und Regierungschefs im Hinterzimmer satt.
Aber: Bei aller berechtigter Kritik am Prozess ihrer Nominierung – die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist dennoch eine Chance für Europa! Nicht nur aufgrund ihrer persönlichen Vita: siebenfache Mutter, Powerfrau, perfekt in drei Sprachen. Von der Leyen ist eine glühende Europäerin. Und sie hat vor allem eine Vision, die sie in ihrer 33-minütigen Rede im EU-Parlament gestern sehr emotional und kämpferisch präsentierte.
Nach den lächerlichen Kuss- und Torkel-Auftritten von Jean-Claude Juncker steht von der Leyen endlich wieder für ein selbstbewusstes Europa. Ihre Ansagen im EU-Parlament waren durchaus spannend: Sie will innerhalb der ersten 100 Tage ihrer Amtszeit einen „Green Deal“. Europa soll der erste klimaneutrale Kontinent der Welt werden. Und sie kündigt einen neuen Pakt für Asyl- und Migration und endlich eine
Offensive bei der Digitalisierung an.
Jetzt muss die Kommissionspräsidentin liefern: Die Menschen sind nach dem Theater rund um ihre Bestellung zu Recht angefressen. Von der Leyen muss dieses Vertrauen wiederherstellen – zuzutrauen ist ihr das.