Das sagt ÖSTERREICH

Wie gut ist Kurz? Wie gerecht ist die "5" für Kickl?

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Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.

Zeugnis-Verteilung in den Schulen – und so ungerecht das Zeugnis für viele Schüler ist, so ist das auch bei den Politikern.

Würde man die Umfragewerte von Research Affairs in Schulnoten umrechnen, dann geben die Wähler nur einem ein „Sehr gut“:

Kanzler Kurz bekommt nicht nur ein glattes „Sehr gut“, sondern einen „Römischen Einser“.

Das „Sehr gut“  für Kurz ist unbestritten. Fehlerlose Performance. Unglaublicher Einsatz. Viel Dynamik für Reformen im Inland. Und fast Star-Status im Ausland.

Überraschend die „Zwei plus“ für „Neuzugang“ Pamela Rendi-Wagner. Die SP-Chefin wird von den Wählern viel besser bewertet als von den Medien, die ihr am liebsten ein „Nicht genügend“ geben würden. Die Wähler mögen ihre sympathische Art, ihre Zurückhaltung beim Streiten, den konstruktiven Zugang. In Wahrheit hat Rendi fehlerlos gearbeitet – wenn sie auch wenig aufgefallen ist.

Sensationell die Performance von Hartwig Löger. Mit „Zwei plus“ kommt er dem Kanzler nahe. So stellen sich die Wähler einen guten Finanzminister vor: Nulldefizit, konsequent beim Sparen, aber aktiv für Steuerreformen – zuerst den Familien-Bonus, in Kürze Abschaffung der kalten Progression.

Beachtlich Norbert Hofer als Koordinator der Regierung – sowie Gernot Blümel und Margarete Schramböck als „Aufsteiger“ der türkisen Klasse.

Die Absteiger sind Außenministerin Karin Kneissl, die von 2+ auf 3+ fällt, Bildungsminister Heinz Faßmann und Reformminister Josef Moser.

Streiten kann man über die Noten für HC Strache (4), Beate Hartinger-Klein (4–) und Herbert Kickl (5). Sie werden von den Wählern brutaler bewertet, als sie es verdienen.

Strache ist definitiv der Motor dieser Regierung (auch wenn er sie klar nach rechts steuert).

Hartinger-Klein arbeitet sich fast zu Tode, ist die Reformfreudigste im Kabinett und war in diesem ­Semester eigentlich fehlerlos.

Und Herbert Kickl, das Schmuddelkind der Klasse, ist in Wahrheit der härteste Arbeiter. Man kann ihn für einen Rechtsaußen halten – aber in puncto Sicherheit ist er der aktivste Innenminister.

Schwacher Trost für den Sitzenbleiber: Freitagabend wurde Kickl in Salzburg von der FPÖ-Basis bejubelt. Die FPÖ-Wähler würden ihm nämlich in der Research-Affairs-Umfrage ein 2+ geben.

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