18. August 2010 09:10
In den USA leben einer Untersuchung zufolge möglicherweise fast eine Million
Kinder mit einer falschen Diagnose der Konzentrationsstörung ADHS. Betroffen
seien vor allem die jüngeren Kinder einer Jahrgangsstufe in Kindergarten
oder Schule, schrieb der leitende Autor der Studie, Todd Elder, von der
University Michigan im "Journal of Health Economics". Bei den jüngsten
Kindergarten-Kindern eines Jahrgangs etwa werde im Schnitt 60 Prozent
häufiger ein Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktiv-Syndrom (ADHS) diagnostiziert
als bei den Gruppenältesten. Bei Schulkindern sei der Anteil sogar bis zu
doppelt so hoch.
Emotionale Unreife
Die Diagnose werde zwar häufig von einem Arzt
gestellt, oft aber auf Veranlassung der Erzieher oder Lehrer. "Aber die
'Symptome' könnten einfach nur die emotionale und geistige Unreife der
jüngeren Kinder widerspiegeln", erläuterte Todd in der am Dienstag
(Ortszeit) veröffentlichten Studie.
Die Arzneimittelkosten allein für die mutmaßlich falschen Diagnosen
bezifferten die Autoren der Untersuchung auf 320 bis 500 Millionen Dollar
(250 bis 390 Millionen Euro). Das staatliche Gesundheitssystem Medicaid
werde dadurch mit bis zu 90 Millionen Dollar belastet. Zudem sind die
Langzeitwirkungen einer solchen Behandlung von Kindern mit Psychopharmaka
nicht gut erforscht. Die Wissenschaftler werteten für die Untersuchung die
Daten von 12.000 Kindern aus. ADHS geht mit Konzentrationsstörungen,
ungewöhnlichem Aktivitäts- und Bewegungsdrang sowie extremer Impulsivität
einher.