14. Juli 2008 14:00
Zwei tote Models und zahlreiche Kampagnen gegen Magersucht haben nichts
geändert - ganz im Gegenteil, immer mehr Menschen - vor allem Frauen und
Mädchen - erkranken an Magersucht. Diese Essstörung ist keine neue
Modeerscheinung - bereits im 19. Jahrhundert gab es Fälle von Magersucht.
Mit der Veränderung des Schönheitsideals hin zu immer dünneren Frauen
stiegen die Zahlen der magersüchtigen Mädchen an. Die jüngsten Zahlen, dass
600.000 Deutsche an den Essstörungen Magersucht und Bulimie leiden beweisen,
dass der Trend nicht abbricht. In Österreich wird davon ausgegangen, dass
rund 1 Prozent der 15- bis 20-jährigen Mädchen von Magersucht betroffen ist.
Krankhafte Selbstdisziplin
Magersüchtige beschäftigen sich
krankhaft mit Kalorien aus übertriebener Angst dick zu werden. Oft sind die
betreffenden Personen schon stark abgemagert, bemerken das selbst aber nicht
weil ihre Selbstwahrnehmung gestört ist. Oft empfinden sich diese, bis auf
die Knochen abgemagerten Menschen, selbst noch als unerträglich fett.
Magersüchtige Menschen sind meist perfektionistisch und ehrgeizig, besonders
kritisch stehen sie deshalb ihrem eigenen Körper gegenüber. Die Betroffenen
sind stolz auf ihren Gewichtsverlust und sehen geradezu als Leistung an.
Da
den Magersüchtigen oft die Einsicht fehlt, dass sie krank sind ziehen sie
sich immer mehr zurück. Etwa 5 Prozent der Betroffenen hungern sich
buchstäblich zu Tode. Ganz überwunden wird die Krankheit nur von den
Wenigsten, helfen kann meist nur eine Therapie.
Diät-Magersucht
Oft fängt es mit einer Diät an, die außer
Kontrolle gerät. Der Wunsch nicht mehr die Pummelige oder Mollige zu sein
bekommt die höchste Priorität. Auch hier sind Frauen stärker betroffen, da
von einer Frau eher erwartet wird einen perfekten Körper zu haben. Oft
bekommen die Betroffenen das Gefühl, nur wahrgenommen zu werden wenn sie
schlank sind. Durch schlank sein erhoffen sich viele Frauen auch mehr
Selbstbewusstsein zu bekommen - wenn dieser Effekt ausbleibt wird weiter
gehungert um endlich perfekt zu sein.
Falsche Vorbilder
Bereits kleine Mädchen fangen an sich über
Diäten Gedanken zu machen. Eine australische Studie fand heraus, dass
bereits 47 Prozent der sechsjährigen Mädchen angaben dünner sein zu wollen.
Bereits bei 8-jährigen Mädchen wurde Magersucht diagnostiziert - häufig sind
falsche Vorbilder das Problem. Besonders bedeutend ist der Einfluss der
Eltern auf ihre Kinder, das kann einerseits durch übertriebene Kritik oder
gehänselt werden passieren oder aber auch durch die Vorbildwirkung der
Eltern. Mütter und Väter die ständig auf Diät sind vermitteln auch ihren
Kindern einen extremen Umgang mit Essen.
Nicht zu unterschätzen ist
zudem das Frauenbild in den Medien. Superschlanke, wunderschöne und
erfolgreiche Frauen werden täglich präsentiert, die den Eindruck vermitteln,
dass Schönheit, Erfolg und Liebe untrennbar miteinander verbunden sind.
Ausnahmen gibt es nur wenige, ganz im Gegenteil, mollige oder dicke Frauen
spielen in Film und Fernsehen oft die Rollen frustrierten, zickigen oder
lächerlichen Figuren.
Von Seiten der Modeindustrie werden nun nach
und nach besonders magere Models vom Laufsteg verbannt, eine Maßnahme die
zwar gut gemeint aber nur begrenzt wirksam ist, da das Frauenbild in
Gesellschaft verankert ist und diese sich nicht ändern wird, nur weil die
Models zwei bis drei Kilo mehr auf den Hüften haben.
Der Weg aus der Essstörung
Magersucht ist eine psychische
Krankheit die nur durch professionelle Therapie behandelt werden kann. meist
dauert es Monate bis Jahre bis sich die Betroffenen ein normales Körperbild
aneignen können. Das Essen und der damit verbundene Genuss ohne schlechtes
Gewissen muss langsam wieder erlernt werden. Bei jungen Magersüchtigen ist
es oft die ganze Familie die Hilfe braucht, der gutgemeinte Ratschlag "Iss
doch mehr" von besorgten Eltern ist keinesfalls hilfreich.
Hilfe
bei Magersucht bieten zum Beispiel das Sowhat-Zentrum in Wien: www.sowhat.at
und das Intakt-Therapiezentrum www.intakt.at