05. Jänner 2007 12:58
In einer am Freitag veröffentlichten Oekonsult-Studie gaben mehr als drei
Viertel der Befragten an, nicht ausreichend über Wirkungsweisen, mögliche
Unverträglichkeiten sowie über Neben- und Wechselwirkungen in Kenntnis
gesetzt zu werden. Nur rund fünf Prozent zeigten sich mit den
diesbezüglichen Informationen ihrer Ärzte sehr zufrieden.
Ärzte fragen wenig nach
Zudem würden rund 60 Prozent der
Mediziner bei der Verschreibung eines Medikaments nicht nachfragen, ob der
Patient bereits eine andere Arznei einnimmt. Knapp über sechs Prozent der
Befragten bestätigten, dass sich ihr Arzt immer über deren Medikation
erkundigt. In Apotheken wurden Umfrageteilnehmer zu rund 44 Prozent "mehr
oder weniger häufig" danach gefragt. 34 Prozent der Apotheker
holen laut der Studie darüber keine Informationen beim Patienten ein.
Defizit bei Kommunikation?
"Erhebliche Defizite bei der
Kommunikationsfreudigkeit der Mediziner" ortete daher Oekonsult-Chef
Joshi Schillhab. "Wenn fast 80 Prozent der Befragten sagen, ihr Arzt
würde es wohl nicht sehr begrüßen, wenn er ausführlich um Risiken oder
Wechselwirkungen der von ihm verordneten Medikamente befragt würde, sollten
im Gesundheitssystem die Alarmglocken schrillen", meinte er.
Betroffene tappen im Dunkeln
Patienten selbst wissen zu rund 43
Prozent "nur ungenau" über ihre eigenen Unverträglichkeiten
Bescheid. Auch was Mediziner verschreiben, ist den Betroffenen häufig
unklar: Mehr als 60 Prozent können sich laut der Umfrage
Einnahmevorschriften und Namen der Arzneien nicht merken.
Aufrüstung der E-Card
Eine vorgeschlagene "Service-Karte"
mit Daten zur persönlichen Medikation bezeichnen 84 Prozent der
Studienteilnehmer als "gute Idee". Ein solcher Datenträger könne
bei der Abgabe einer Arznei Unverträglichkeiten automatisch melden, so das
Markt- und Meinungsforschungsinstitut. Zwei Drittel der Befragten
präferieren eine "Aufrüstung" der E-Card mit dieser
Funktion. Für die Umfrage wurden Ende Dezember 2006 Österreich-weit 1.083
Personen von 16 bis 81 Jahren interviewt.
Stellungnahme der Wiener Ärztekammer
oe24.at hat bei der
Wiener Ärztekammer nachgefragt. Gründe warum die Ärzte ihre Patienten nicht
informieren sind vielfältig, meint der Obmann der Ärztekammer für Wien, Dr.
Rolf Jens. Weiters meint er: "Eine zu ausführliche Aufklärung ist
kontraproduktiv, denn wenn ich sämtliche oder seltene Möglichkeiten
aufzähle, dann kann das die Ursache sein, dass ein Medikament nicht genommen
wird, obwohl es helfen würde."
Hier gibt's die komplette
Studie als PDF zum Download.