09. Juni 2009 11:46
Weltweit leiden mindestens 700 Millionen Menschen an inhalativen Allergien.
400 Millionen Personen haben "Heuschnupfen", 300 Millionen ein allergisches
Asthma. Die einzige ursächlich wirksame Therapie ist die "Allergie-Impfung".
Sie ist bei den häufigsten Formen hoch wirksam und hat einen lang
anhaltenden Effekt, hieß es beim Europäischen Allergologenkongress in
Warschau.
Immuntherapie
An sich gibt es die "Allergie-Impfung", also die
drei Jahre dauernde Immuntherapie gegen eine Allergie schon seit fast 100
Jahren. 1911 wurden erstmals Versuche beschrieben, durch die Injektion von
Allergenen unter die Haut - dies erfolgt in steigender Dosierung - bei
Betroffenen eine Toleranz gegenüber jenen Substanzen hervorzurufen, auf die
ihr Immunsystem fälschlicherweise und zu stark reagiert - eben mit
Heuschnupfen, Asthma oder atopischer Dermatitis. Doch erst in jüngerer Zeit
wurde der Krankheits-modifizierende Effekt der Immuntherapie auch
wissenschaftlich eindeutig belegt.
Weniger Asthma
Moises Calderon vom Royal Bromptom Hospital in
London: "Langzeitdaten gibt es in einer Studie mit 205 Kindern, bei denen
eine Allergie auf Gräser durch Immuntherapie behandelt wurde. 40 oder 20
Prozent der Kinder hatten bereits mildes Asthma. Die drei Jahre dauernde
Therapie hatte bei 151 Kindern der Gruppe nach zehn Jahren den Effekt, dass
bei ihnen die Rate neuer Asthma-Erkrankungen um 45 Prozent reduziert worden
war."
Heuschnupfen
Ähnliche Langzeitdaten gibt es zum Heuschnupfen
(allergische Rhinokonjunktivitis). Bei 410 Erwachsenen, die gegen eine
Gräserpollen-Allergie mit der Impfung behandelt worden waren, zeigte sich
langfristig eine Verringerung der Symptome um mehr als 50 Prozent und eine
Reduktion der notwendigen Verwendung von symptomatischen Therapien
(Antihistaminika, Cortison-Sprays) um etwa 70 Prozent.
Toleranz gegenüber Allergenen
Mit der Immuntherapie wird
versucht, das körpereigene Abwehrsystem auf eine Toleranz gegenüber den
Allergenen zu trainieren. Statt dass B-Zellen massiv Histamin freigeben,
soll eine eher schützende oder bremsende Immunantwort der T-Lymphozyten
erzeugt werden. Die Frage ist, welche Allergen-Formen man dazu verwendet.
Henrik Jacobi, Vize-Chef der Forschungsabteilung des dänischen
Pharmaunternehmens ALK, das sich auf die Immuntherapie von Allergien
spezialisiert hat: "Früher wurden nicht-standardisierte Extrakte (von Pollen
etc.) verwendet, dann kamen die standardisierten Extrakte, jetzt gibt es
rekombinante Allergene."
Die gentechnisch hergestellten, rekombinanten Allergene werden bereits in
der Diagnose von Allergien im Labor bzw. beim Hauttest verwendet. Weil sie
eben ganz spezifisch sind und nicht mehr aus einem Gemisch verschiedener
natürlicher Allergene bestehen, lassen sich Allergien damit ganz genau
nachweisen.
Mehr Sicherheit
Doch auch für die Immuntherapie sollen diese
Biotech-Allergene in Zukunft entscheidende Vorteile bringen. Marianne van
Hage vom Karolinska-Universitätskrankenhaus in Stockholm: "Die natürlichen
Extrakte haben noch eine beträchtliche Variabilität." Gegenüber der Natur
geplant modifizierte und dann gentechnisch in höchster Qualität und in
unbeschränkter Menge herstellbare Allergene sollen mehr Sicherheit für die
Patienten und eventuell eine höhere Wirksamkeit bringen: Durch Weglassen von
Allergen-Anteilen, die im Rahmen der Therapie potenziell lebensgefährliche
anaphylaktische Reaktionen hervorrufen können, soll die Sicherheit steigen.
Andererseits soll die Behandlungsdauer - derzeit zumeist drei Jahre -
verkürzt werden können.
Ob das klappt, wird sich wahrscheinlich schon in nächster Zukunft
herausstellen. Bei dem Kongress erhielt der Wiener Spezialist Rudolf Valenta
(MedUni) den Paul-Ehrlich-Preis für seine experimentellen Forschungen auf
dem Gebiet von Allergien und Immunologie. Er und sein Team entwickeln
rekombinante Allergie-Impfstoffe.
Die besten Tipps für Allergiker
- Halten Sie bei Pollenflug Fenster und Türen geschlossen
- Pollenflugkalender beachten
- Sonnenbrillen können einen Teil der Pollen abhalten
- Halten Sie sich zu Tageszeiten großer Pollenbelastung am besten in
geschlossenen Räumen auf
- Haare waschen, Brille reinigen und Kleider nach einem Aufenthalt im Freien
wechseln
- Das Gesicht mehrmals täglich mit Wasser abspülen
- Pollenfilter fürs Auto: Pollenfilter sind für alle gängigen Automarken
erhältlich
- Pollenschutzgitter: Auf dem Markt sind Pollenschutz-Gitter für Fenster
erhältlich. Eine spezielle Struktur verhindert das Eindringen von nahezu 90%
der Pollen
- Vermeiden Sie vor allem mittags einen Aufenthalt im Freien
- Kein Alkohol: Alkohol erweitert die Gefäße. Das betrifft auch die
Nasenschleimhaut, die durch Alkohol durchlässiger wird und damit können die
Pollenallergene leichter in die Blutbahn gelangen