26. Februar 2008 11:29
Antidepressiva der neuen Generation haben einer britischen Studie zufolge
bei den meisten Patienten kaum eine Wirkung. Sie hätten auf die meisten
Menschen mit mittelschweren Depressionen keinen anderen Effekt als das
Scheinmedikament Placebo, berichten britische Forscher in der Studie der
Universität Hull. Wirkung hätten die Medikamente nur bei einer sehr kleinen
Gruppe von Patienten, die an schwersten Depressionen litten. Es gebe also
kaum Gründe, diese Antidepressiva zu verschreiben.
Gründliche Studie
"Der Unterschied in der Besserung bei
Patienten, die Placebos nehmen und Patienten, die Antidepressiva nehmen, ist
nicht sehr groß", sagte Professor Irving Kirsch von der Psychologie-Fakultät
in Hull. Die Untersuchung wurde im Fachmagazin "PLoS Medicine" (Public
Library of Science Medicine, Bd. 5, e45) veröffentlicht. Die Studie sei eine
der gründlichsten über Antidepressiva der neuen Generation, der sogenannten
Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer.
4 Medikamente untersucht
Die Wissenschaftler überprüften für die
neue Studie Daten aus 47 veröffentlichten und unveröffentlichten
Klinikstudien. Dabei untersuchten sie vier häufig verschriebene Medikamente,
die unter anderem die Wirkstoffe Fluoxetin, Venlafaxin und Paroxetin
enthielten. Sie betrachteten auch die Studien, die für die Zulassung bei der
US-Arzneimittelbehörde FDA nötig waren. Selbst Klinikstudien, die auf eine
positive Wirkung bei schwerdepressive Patienten hindeuteten, hätten dafür
keine klaren Beweise gegeben, erklärten die Wissenschaftler.
Zwei Hersteller, Eli Lilly und GlaxoSmithKline, wiesen die Ergebnisse der
neuen Studie dagegen zurück. Andere Untersuchungen hätten die positive
Wirkung der Medikamente gezeigt. Patienten sollten die Einnahme nicht
absetzen.