05. Jänner 2007 12:07
Achtjähriges Gymnasium und Studiengebühren an den Universitäten sollen die
Ausbildungszeit verkürzen. Diese Maßnahmen könnten jedoch die
Lebenserwartung reduzieren. Gesundheitsökonomen haben herausgefunden: Je
länger die Ausbildungszeit eines Schülers ist, umso höher ist seine
Lebenserwartung und seine Aussicht auf Gesundheit im Alter.
Schule macht schlau und hält gesund
In jeder Gesellschaft
und in jedem Land leben manche Gruppen länger als der Durchschnitt. Reiche
haben eine höhere Lebenserwartung als arme Menschen. In den USA werden Weiße
älter als Farbige. Schon lange suchen Wissenschaftler nach den Gründen,
woran das liegt. Viele mögliche Ursachen kommen in Frage: das
Ernährungsverhalten, das Einkommen, Stress im Beruf, die Zahl der Freunde
oder auch, wie oft der Einzelne den Gottesdienst besucht. Bei ihren
Untersuchungen kamen die Wissenschaftler zu einer überraschenden Erkenntnis:
Den größten Einfluss auf die Lebenserwartung hat die Dauer der Ausbildung.
Je mehr Zeit junge Menschen in Schule und Universität verbringen, umso älter
werden sie.
Langsam lernen, länger leben
Die These, Bildung verlängere
das Leben, gibt es schon seit Ende der 60er-Jahre. Aber erst die
Wirtschaftswissenschaftlerin Adriana Lleras-Muney von der Columbia
University fand einen Weg, diese Theorie zu belegen. Sie entdeckte, dass vor
rund hundert Jahren einige US-Staaten die Schulzeit verlängert hatten.
Daraufhin untersuchte sie, ob sich dort die Lebenserwartung in der Folgezeit
verändert hatte. Die Analyse der Daten ergab: Im Alter von 35 Jahren erhöhte
sich die Lebenserwartung um anderthalb Jahre, nur weil die Schulpflicht um
ein Jahr verlängert worden war. Wissenschaftler in Schweden, Dänemark,
England und Wales analysierten daraufhin die Daten in ihren Ländern. Das
Ergebnis war das gleiche: Je länger Kinder zur Schule gingen, umso älter
wurden sie.
Bewusst leben für die Zukunft
Die exakte Ursache des
Zusammenhangs von langer Ausbildungszeit und hoher Lebenserwartung ist
unbekannt. Eine Theorie besagt jedoch, dass Menschen mit höherer Bildung
besser für die Zukunft planen können. Gut ausgebildete Menschen leben
deshalb gesundheitsbewusst, obwohl sich dieses Verhalten erst nach
Jahrzehnten auszahlt. Das heißt: Investitionen in Schulen und Universitäten
könnten das beste Mittel sein, die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern
und ihre Lebenserwartung zu erhöhen.