10. Juni 2009 09:52
Die viel gepredigten fünf Portionen Obst und Gemüse, die man zu sich nehmen
sollte, wenn man ein gesundes Leben führen möchte, können vielen Menschen
schnell zum Verhängnis werden. Wenn Gesundes krank macht, dann leiden die
Betroffenen oft an Lebensmittelintoleranzen und in weiterer Folge an
Blähungen, Durchfall und Bauchkrämpfen. "Man kann in Mitteleuropa schätzen,
dass etwa 15 Prozent aller Menschen von Lactoseintoleranz betroffen sind",
bestätigt der Arzt Thomas Haas vom LKH Salzburg.
Lactoseintoleranz
Weltweit gesehen sei die Lactoseintoleranz,
auch genannt Milchzuckerunverträglichkeit, jedoch nichts Ungewöhnliches, so
Haas: "In asiatischen Ländern ist es der Normalzustand, dass man den
Milchzucker nicht verdauen kann." Die Betroffenen leiden unter einem Mangel
an Laktase, einem Enzym, das den Milchzucker im Dünndarm in Glukose und
Galaktose aufspaltet. Der Milchzucker gelangt so unverdaut in den Dickdarm
und kann Beschwerden verursachen.
Laktose ist in den vergangenen Jahren vor allem zum Trickmittel der
Lebensmittelindustrie geworden, da sie als Bindemittel für eine sämige
Konsistenz oder eine knusprige Panier sorgt und somit viele Fertigprodukte
anreichert. Der Grund dafür, dass es immer mehr Menschen mit
Lebensmittelintoleranzen gäbe, sei nicht, dass wir immer mehr erkranken
würden, sondern dass wir immer mehr konsumieren, meinte Haas: "In meiner
Elterngeneration hat noch niemand Fertigprodukte gegessen, und jetzt glaubt
man, dass sie gesund sind. Wir konsumieren von allem so viel, dass der
Körper irgendwann an seine eigene Grenze stößt und nicht mehr richtig
arbeiten kann".
Fructoseintoleranz
Bei einer Fruchtzuckerunverträglichkeit wird
die Fructose nicht vollständig aus dem Dünndarm in die Blutbahn aufgenommen
und erreicht ebenfalls unverdaut den Dickdarm. Die Beschwerden decken sich
mit jenen der Lactoseintoleranz. Zudem ist eine Fruchtzucker-Malabsorption
mit einem höheren Risiko für Depressionen vergesellschaftet. "Das hat man
sich so erklärt, dass die Aminosäure Tryptophan, ein Vorläufer für den
Botenstoff Serotonin im Gehirn ist. Im Rahmen der Fructose-Intoleranz kann
ein Tryptophanmangel entstehen, da es von außen zugeführt und nicht
körpereigen produziert werden kann. Und so kann es zu depressiven
Verstimmungen kommen", weiß Haas. Will man sich dann aufmuntern, kann man
durchaus in einen Teufelskreis geraten: "Wenn man dann etwas Süßes isst, zum
Beispiel Schokolade, dann führt man sich erneut Fruchtzucker zu und fühlt
sich wieder schlechter."
Bei Lebensmittelintoleranzen handelt es sich im Übrigen um keine
Nahrungsmittelallergien. Diese sind reine Leistungen des Immunsystems.
"Wohingegen es hier um die Aufnahme aus dem Darm ins Blut geht. Daher auch
die Bezeichnung Malabsorption", erklärte Haas.