11. April 2008 10:12
Die Behandlung von Mäusen mit einem Bakterium, das normalerweise in Erde zu
finden ist, hat in Testversuchen einen ähnlichen Effekt erzielt wie
Antidepressiva-Medikamente. Das berichtet die neueste Ausgabe von
Neuroscience. Bei dem eingesetzten Wirkstoff handelt es sich um das
Mycobacterium vaccae, das bereits bei einem vorangegangenen Versuch mit
Krebspatienten für überraschende Ergebnisse sorgte. So konnte dem Bakterium
zwar keine lebensverlängernde Wirkung nachgewiesen werden, gleichzeitig
hatte die Behandlung für die Patienten aber den Nebeneffekt, dass sich das
emotionale Wohlbefinden nachweislich besserte und auch Schmerzen gelindert
werden konnten.
Balance wird wieder hergestellt
"Die Studienergebnisse stützen
unsere Vermutung, dass ein angeschlagenes Immunsystem Menschen angreifbarer
für Mentalerkrankungen wie Depressionen macht", erklärt Projektleiter Chris
Lowry von der Universität Bristol. "Das eingesetzte Bakterium scheint in der
Lage zu sein, die Balance im Immunsystem wieder herzustellen und zudem die
Produktion von Serotonin im Gehirn anzuregen", so Lowry weiter. Das Fehlen
von Serotonin gilt als einer der Gründe für das Auftreten von Depressionen.
Neben genetischen Voraussetzungen könnten aber auch einschneidende
Stress-Erlebnisse die eigene Psyche anfälliger für derartige Erkrankungen
machen, meint der Wissenschaftler.
Erfolge in der Asthma-Forschung
Die Vermutung, dass das
menschliche Immunsystem eine bedeutende Rolle beim Auftreten von
Depressionen spielt, würde auch entsprechende Konsequenzen in der
medikamentösen Behandlung nach sich ziehen. "Im Prinzip wissen wir, dass die
Balance des Immunsystem eine wichtige Rolle spielt. Was uns allerdings noch
nicht klar ist, welche Mechanismen hier am Werk sind", meint Lowry. Auf das
Bakterium waren die Wissenschaftler unter anderem deswegen gekommen, da mit
diesem unter anderem in der Allergie- und Asthma-Forschung bereits Erfolge
erzielt werden konnten.
Spielen im Dreck
Darüber hinaus soll das Bakterium in Gegenden
mit verschmutztem Trinkwasser wie Uganda für eine bessere Resistenz der
Einwohner gegen Tuberkulose sorgen, wie entsprechende Studien nachgewiesen
haben. "Die Ergebnisse machen uns - überspitzt formuliert - auch
nachdenklich, ob wir nicht mehr Zeit mit dem Spielen im Dreck verbringen
sollten", so Lowry abschließend.