15. April 2010 08:26
Eifersucht macht wirklich blind. Zu diesem Schluss kommen Psychologen der
University of Delaware. Sie haben entdeckt, dass Frauen, die im Labor
künstlich eifersüchtig gemacht wurden, sich emotional so unwohl fühlten,
dass sie nicht in der Lage waren, bestimmte Objekte in visuellen Tests zu
erkennen. Die Ergebnisse der Studie erschienen in der April-Ausgabe des
Fachmagazins Emotion, die von der American Psychological Association.
Die Forscher nehmen an, dass die Ergebnisse etwas Profundes über die
zwischenmenschlichen Beziehungen und die Vorstellungen widerspiegeln. Es war
schon lange bekannt, dass die Emotionen von Beziehungen die mentale wie auch
die physische Gesundheit beeinflussen. Nun scheint es so, als ob diese
seelischen Empfindungen im wahrsten Sinn des Wortes beeinflussen, was man
sieht.
Labor-Untersuchung von Paaren
Die beiden Psychologie-Professoren
Steven Most und Jean-Philippe Laurenceau haben heterosexuelle Paare im Labor
untersucht. Die beiden Partner saßen nahe beieinander, hatten allerdings
getrennte Computer. Die Frauen wurden bei Landschaftsaufnahmen dazu
angehalten, verschiedene Ziele in den Bildern zu entdecken, während sie
dazwischen eingeblendete, emotional unangenehme Bilder zu ignorieren
versuchten.
Die Männer wurden dazu aufgefordert, die Schönheit verschiedener
eingeblendeter Landschaften zu beurteilen. Während des Experiments wurde den
Frauen suggeriert, dass die Männer nun Bilder von anderen Single-Frauen nach
deren Attraktivität beurteilen mussten. Am Ende des Experiments wurden die
Probandinnen danach gefragt, wie unbehaglich sie sich dabei fühlten, dass
ihre Partner andere Frauen beurteilten.
Je eifersüchtiger desto blinder
Je eifersüchtiger die
befragten Frauen waren, desto verstörter waren sie beim Anblick der
gezeigten Bilder. Das ging sogar soweit, dass sie Zielobjekte in den Bildern
nicht erkennen konnten. Die Reaktionen waren insbesondere heftig, als den
Frauen erklärt wurde, dass ihre Partner nun andere Frauen beurteilten.
Unklar bleibt nach den Experimenten jedoch die Frage, was geschieht, wenn
die Rollen vertauscht werden. In weiteren Untersuchungen wollen die Forscher
herausfinden, ob eifersüchtige Männer noch blinder werden als Frauen oder
nicht.
Erst im Jänner hatten Forscher der Pennsylvania State University
Unterschiede zwischen der männlichen und weiblichen Eifersucht untersucht.
Demnach reagieren die meisten Männer eifersüchtiger auf sexuelle Untreue als
auf einen emotionalen Betrug. Bei Frauen war es zumeist umgekehrt. Gründe
dafür wollen die Experten in der Evolution sehen. Männer können sich nicht
auf die Sicherheit verlassen, tatsächlich der Vater des Nachwuchses zu sein.
Für Frauen ist es hingegen wichtig, dass sie einen Partner haben, der sich
dazu verpflichtet fühlt die Familie zu ernähren.
Unendliches Feld der Eifersucht
Dass Eifersucht bei Männern und
Frauen verschiedenartig ist, bestätigt auch die Therapeutin und
Beziehungs-Coach Christiane Deutsch im pressetext-Interview. "Der
archetypische Mann musste nicht auf die Gefühle der anderen eingehen, die
Frau als Mutter hingegen schon." Das sei heute etwas anders, denn diese
strenge Trennung gebe es nicht mehr. "Es kommt auf den Anteil der männlichen
und weiblichen Energie eines jeden an."
Eifersucht habe sehr oft auch ihre Ursache in der eigenen Unsicherheit,
meint die Therapeutin. "Es ist ganz wesentlich, wie treu man sich selbst
gegenüber ist." Um den Selbstwert zu erkennen, müsse man in seine eigene
Geschichte gehen und dort nachforschen. "Selbstliebe ist für eine erfüllte
zwischenmenschliche Beziehung notwendig", so Deutsch abschließend im
pressetext-Gespräch.