16. Mai 2008 08:48
Patienten mit Atemwegsallergien oder Asthma sollten den Frühjahrsputz nur
mit besonderer Vorsicht angehen. "Natürlich ist es wichtig, den Staub, der
sich über die Wintermonate in der Wohnung angesammelt hat, zu entfernen",
sagt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Lungenstiftung, Harald Morr.
Allerdings könnten beim Putzen und Saugen bis zu 10.000 Hausstaubmilben in
jedem Gramm Staub aufgewirbelt werden. Beim Einatmen könne der Kot der
Milben die Atemwegsbeschwerden von Allergikern verstärken oder sogar einen
Asthmaanfall auslösen.
Keine scharfen Putzmittel
Auch der Einsatz von scharfen
Putzmitteln könne die ohnehin schon entzündeten Atemwege von Allergikern
weiter reizen und die Beschwerden verschlimmern, warnt der Professor.
Fatalerweise sei selbst das Fenster- und Türenaufreißen zum Auslüften der
Innenräume für die Betroffenen problematisch - dann nämlich, wenn sie gegen
Baumpollen allergisch seien, die nunmehr ungehindert in die Wohnung
eindringen könnten.
Fleißige Helferlein
Allergiker sollten daher den
Frühjahrsputz eigentlich am besten jemand anders überlassen. "Wer aber keine
Helfer hat oder sich keine Haushaltshilfe leisten kann, sollte beim Putzen
unbedingt eine Staubmaske tragen und sich nach der Putzaktion umziehen,
duschen und die Haare waschen", rät Morr. Als Ergänzung zu den Medikamenten,
die die Überempfindlichkeit der Bronchien minderten oder die Atemwege
erweiterten, könne auch eine regelmäßige Nasendusche mit Salzwasser helfen.
Damit ließen sich Allergieauslöser wie Milbenkot und Pollen aus den
Nasengängen zum Teil entfernen.
Keine Staubfänger
Schließlich sei es Allergikern nicht nur
im Frühling, sondern das ganze Jahr hindurch anzuraten, ihre Deckbetten
regelmäßig bei mindestens 60 Grad zu waschen, sagt der Lungenarzt. Außerdem
sollten alle überflüssigen Staubfänger wie Vorhänge, Kissen oder Überdecken
aus den Räumen verbannt werden. "Daher sind auch Fußböden aus Laminat, Holz
oder Fliesen, die täglich feucht gewischt werden können, für Allergiker
besser geeignet als Teppiche", erklärt Morr.
Nur morgens lüften
Zum Lüften der Wohnung gibt es für
Allergiker nach Angaben des Experten eine grobe Regel: In der Stadt nur am
frühen Morgen oder nachts die Fenster öffnen, auf dem Land hingegen
vorzugsweise am Abend. "Zu diesen Zeiten fliegen erfahrungsgemäß jeweils
weniger Pollen", erklärt der Mediziner. Wem das zu viel Einschränkung
bedeute, könne sich auch Pollenfilter für die Fenster beschaffen, die
immerhin etwa 85 Prozent der Pollen abfingen.
Hyposensibilisierung
Allerdings bringen laut Morr solche teuren
Spezialmaßnahmen keinen Vorteil mehr, wenn man bereits unter Asthma leidet.
Unnützes Geld werde auch für andere kostspielige Anschaffungen wie
Spezialstaubsauger, milben-undurchlässige Matratzenüberzüge oder
Anti-Milben-Chemikalien ausgegeben. Wer eine Chance suche, seine Allergie
bei der Wurzel zu packen, könne eine Hyposensibilisierung durchführen, um
sich Schritt für Schritt an die Allergieauslöser zu gewöhnen.