15. Jänner 2007 09:18
Winterliche Kleidung bei frühlingshaftem Wetter – das kann nicht gut gehen:
Obwohl Dezember und Jänner mit Plusgraden verblüfften, husten und schnäuzen
sich im Bus, im Büro und beim Einkaufen auffallend viele Menschen. Sie
brüten Halsschmerzen, Schnupfen und Husten aus und verbreiten die Viren über
mikroskopisch kleine Tröpfchen in der Luft rasch weiter.
Die Jännerdiagnose
HNO-Ärztin Dr. Berit Schneider
appelliert: „Wer viel arbeitet, sollte bei diesen Symptomen einen Tag zu
Hause bleiben – oder zumindest den einen oder anderen Termin sausen lassen.
Dann hat der Körper genug Zeit, um mit der Krankheit zurechtzukommen. Wer
das nicht gleich macht, wird später noch viel länger ausfallen.“
Selbstbehandlung
Wer eine Erkältung hat, muss noch lange keine
Antibiotika schlucken. In vielen Fällen reichen Hausmittel und rezeptfreie
Medikamente aus der Apotheke aus. Wenn man allerdings solche Medikamente
einnimmt, ohne einen Arzt konsultiert zu haben, sollte man sich beim
Pharmazeuten nach Nebenwirkungen erkundigen und den Beipacktext genau lesen.
Und nicht immer wirkt jenes Medikament am besten, das die bunteste
Verpackung und die größten Werbeaufsteller hat.
Neues Handbuch Selbstmedikation
Die deutsche Stiftung Warentest
hat ein Buch zu diesem Thema, der sogenannten Selbstmedikation,
herausgebracht. Die 2.000 bekanntesten rezeptfreien Pillen, Tropfen und
Sprays zu 70 verschiedenen Krankheitsbildern wurden gnadenlos auf ihre
Wirkung gecheckt. Doch Vorsicht: Manche sind bei uns in Österreich nicht
erhältlich.
Österreichs Sieger
Jene, die am besten abgeschnitten haben
und hierzulande gegen Halsweh, Husten, Schnupfen und Erkältung helfen
sollen, werden hier empfohlen. Dazu gibt es praktische Tipps der HNO-Ärztin.
Halsschmerzen
Die Stiftung lobt bei Halsweh nur ein einziges
Präparat: Lutschtabletten Mucoangin um 6,10 Euro enthalten als
wesentlichen Bestandteil Ambroxol. Dieser wirkt örtlich betäubend und hilft
schnell. Mehrmals täglich eine Tablette lutschen, aber nicht länger als drei
Tage. Falls die Beschwerden andauern, sollten Sie unbedingt zum Arzt gehen,
ebenso, wenn starke Schmerzen beim Schlucken oder Fieber dazukommen.
HNO-Tipp: Um die tückischen Tröpfcheninfektionen zu vermeiden, ist
es wichtig, dass Sie Ihre Hände gut waschen und oft lüften. Viel trinken, um
die Schleimhäute feucht zu halten, eventuell mit Halszuckerln nachhelfen.
Husten
Der deutsche Konsumentenschutz empfiehlt bei Reizhusten
ohne Vorbehalte diese rezeptfreien Produkte: Hustentropfen (6,90 Euro) und
Hustensaft (5,10 Euro) von Silomat. Auch Wick Formel 44 plus
schneidet gut ab: Pastillen und Sirup (je 6,95 Euro) stoppen Reizhusten.
HNO-Tipp: Milch und Honig sind heilende Mittel für die Schleimhäute.
Auch die löffelweise Einnahme von schwarzem Johannisbeersaft kann helfen.
Der klassische Brustwickel: zerdrückte gekochte Erdäpfel im Tuch.
Schnupfen
Für Eltern und Kinder mit verstopfter Nase ist der
Nasenspray von Ratiosoft (4,70 Euro) geeignet. Die Schleimhäute
schwellen bald ab. Auch Otrivin-Spray (4,90) eignet sich dank seiner
Wirkstoffe laut Stiftung Warentest ideal zur kurzfristigen Anwendung.
HNO-Tipp: Kamillenblüten überbrühen und die wohltuenden Dämpfe
inhalieren, und/oder mehrmals täglich mit Kochsalzlösung die Nase spülen.
Ein Spritzer Zitronensaft verleiht Frischewirkung. Wer glaubt, mit einem
„kleinen Schnupfen“ ohne weiteres Sport betreiben zu können, sollte
vorsichtig sein, warnt Dr. Schneider: „Wenn der Körper geschwächt ist und
solche Symptome zeigt, sollte man ihn schonen und nicht zusätzlich belasten.“
Erkältung
Wer bei Frühlingstemperaturen im Jänner das Haus
verlässt, ist meist falsch angezogen. Dr. Schneider: „Die meisten Menschen
sind zu warm angezogen, schwitzen dann, öffnen den Mantel – und schon
verkühlen sie sich trotz oder gerade wegen der Plusgrade.“ Als
schmerzlinderndes und fiebersenkendes Mittel wirkt das Heißgetränk von Grippostad
(5,50 Euro). Pulver aus einem Beutel wird wie Teegranulat aufgelöst und
getrunken. Dank der Wirkstoffe Paracetamol und Ascorbinsäure geht es den
Patienten bald besser. Auch der rein pflanzliche Wirkstoff des
Purpursonnenhutkrautes entfaltet gute Kräfte: Bei ersten Symptomen
eingenommen, helfen Produkte von Echinacin (z.B. Pastillen um 17,30
Euro).
HNO-Tipp: Wer gleich bei den ersten Anzeichen einer Erkältung aktiv
wird, profitiert. Kreislauf und Immunsystem werden durch Fußbäder
angekurbelt – egal, ob mit überbrühten Kräutern oder Ölen (Eukalyptus,
Menthol, Zitrusfrüchte).
Erfahrungswerte
Wenn Sie selbst schon mit anderen rezeptfreien
Medikamenten gute Erfahrungen gemacht haben, können Sie auch weiterhin ruhig
auf diese vertrauen.
Eva Jankl